Ann-Kathrin

Umwelttechnik

Posterausschnitt

Steckbrief:

  • Name: Ann-Kathrin
  • Jahrgang: 1987
  • Studiengang: Umwelttechnik / Umweltingenieurwissenschaften
  • Beruf: Projektleiterin Chemische Risikobewertung und Altlastensanierung
  • Arbeitgeber: Arcadis AG
Postermotiv

Ann-Kathrins Geschichte haben wir als Poster veröffentlicht. Das Poster kann im Materialcenter kostenfrei bestellt werden.

Es gibt so unglaublich viele Studiengänge und Berufe. Wie hast du von deinem Beruf erfahren und warum musste es ausgerechnet der sein?

Ich habe tatsächlich das grüne dicke Buch mit allen Berufen von der Agentur für Arbeit durchgelesen und geschaut, welche Berufe meine Interessen abdecken (Biologie, Chemie und Ingenieurswissenschaften). Dabei habe ich noch viele weitere interessante Möglichkeiten entdeckt und mich anschließend für verschiedene Studiengänge beworben. Es fiel mir dann sehr schwer mich zwischen Life Sciences, Umwelttechnik und Pharmazie zu entscheiden. Bei Pharmazie dachte ich, dass ich dann nur in der Apotheke arbeiten kann, dabei habe ich jetzt als Umweltingenieurin mit Pharmazeuten zu tun.

Was genau machen Umwelttechnikerinnen bzw. Umweltberaterinnen?

Wir versuchen, natürlich vorkommende Prozesse - wie den biologischen Abbau durch Bakterien - in Anlagen nachzustellen und zu optimieren, um die Umwelt sauber zu halten. Wir kopieren sozusagen Verfahren der Natur, um die Luft, das Wasser oder den Boden sauber zu halten oder sauber zu machen.

Im Beruf verbringe ich viel Zeit damit, diese Projekte zu organisieren und umzusetzen. Zum Beispiel bespreche und koordiniere ich die Aufgabe mit den Kunden (z.B. Umweltbehörden, Forschungsinstitute oder Industrie/Gewerbe), werte Ergebnisse von Boden- oder Wasserproben aus, schätze Kosten für den Ausbau einer Kläranlage ab und halte alle Ergebnisse und Empfehlungen in Berichten fest. Mein Fokus liegt auf allen Wasserthemen, genauer gesagt: dem Abwasser und wie es am Besten gereinigt wird.

Ein aktuelles Thema und Problem sind die sogenannten Mikroverunreinigungen im Abwasser, welche  durch die Kläranlagen nicht ausreichend entfernt werden. Mikroverunreinigungen sind z.B. Medikamente in ganz niedrigen Konzentrationen. Die Aufgabe der Umweltingenieurinnen ist es nun, die Prozesse/Verfahren in den Kläranlagen zu verbessern, um diese Mikroverunreinigungen aus dem Abwasser zu entfernen, so dass wir weiterhin saubere Flüsse und Seen haben.

Wie lange arbeitest du schon in deinem Bereich?

Nach meinem Bachelor- und Masterstudium habe ich 4 Jahre lang in der Forschung gearbeitet. Am Wasserforschungsinstitut der ETH Zürich „Eawag“ habe ich versucht, den Abbau der Mikroverunreinigungen im Abwasser während des Transports im Kanal zur Kläranlage besser zu verstehen. Drogenrückstände im Urin fallen ebenfalls unter Mikroverunreinigungen. Die Methode, welche ich in der Zeit dieser Doktorarbeit verbessert habe, ermöglicht es, den Drogenkonsum in der Bevölkerung anhand der Drogenrückstände im Abwasser zu berechnen. Das war eine sehr spannende und angewandte Forschungsaufgabe und meine Arbeit wurde öfter in der Zeitung vorgestellt.

An welchem Projekt hast du zuletzt gearbeitet? Was gefällt dir am besten und was am wenigsten?

Ich arbeite meistens an drei bis sechs Projekten gleichzeitig und es gibt Phasen, in denen ich hauptsächlich Berichte schreibe und für viele Stunden alleine am Schreibtische sitze. Dabei ist es manchmal sehr anstrengend, motiviert zu bleiben. Dafür gibt es dann auch Zeiten, die ich auf der Baustelle verbringe und Boden- oder Abwasserproben nehme, oder in Teamsitzungen Projekte bespreche. Diese Abwechslung finde ich gut.

In der chemischen Risikobewertung geht es vor allem darum sich zu überlegen, was mit einer bestimmten Chemikalie bei deren Nutzung in der Umwelt passieren könnte und das Risiko für die menschliche Gesundheit oder das Ökosystem abzuschätzen. Zum Beispiel möchte ein Kunde das Risiko abschätzen, wenn ein LKW mit einem Tank voller Schnaps neben einem See umkippt. Ein großer Teil der 25.000 Liter Alkohol würde ins Wasser fließen, ein Teil würde verdampfen und ein Teil würde versickern. Ich würde dann die Alkoholkonzentration in der Luft, im Boden und im See berechnen und z.B. mit Grenzwerten für Menschen und Fische vergleichen und entsprechende Empfehlungen für Maßnahmen geben.

Was rätst du jungen Frauen vor der Berufswahl?

Als ich mir überlegen musste, welchen Beruf ich lernen möchte, war mir nicht bewusst, dass es viele Wege zum gleichen Ziel gibt. Eine praktische Ausbildung kann manchmal genauso wertvoll für das Erreichen seines Ideal-Jobs sein wie ein eher theoretisches Studium. Einige meiner Kolleginnen und Kollegen haben so begonnen. Im großen Gebiet der Umwelttechnik/ Siedlungswasserwirtschaft/ Altlastensanierung arbeiten z.B. auch noch Verfahrenstechnikerinnen, Mikrobiologinnen, Umweltchemikerinnen, Umweltnaturwissenschaftlerinnen, Ökotoxikologinnen und Bauingenieurinnen.

Mir war auch nicht klar, dass ich mir besser überlegen sollte, wie ich gern arbeite. In großen Teams oder eher allein, eher praktisch oder nur am Computer, mit viel Kontakt zu Menschen oder eher wenig, mit viel sozialer Interaktion oder eher in ruhiger Umgebung. Um zu verstehen, wie ein Beruf dann wirklich aussieht, empfehle ich mit Leuten in dem Beruf zu reden und sie zu fragen, wie ein Arbeitstag aussieht. Wenn es möglich ist, wäre ein Praktikum in dem Gebiet noch besser.

Weitere Infos zu Ann-Kathrins Arbeit:

"Im Darm der Stadt - Die Abwasserkanäle von Zürich verraten, welche Drogen die Stadtbewohner konsumieren. Die Umweltingenieurin Ann-Kathrin McCall steigt zur Probenentnahme regelmäßig in den Untergrund." (Interview für den Schweizerischen Nationalfonds zur Förderung der wissenschaftlichen Forschung (SNF) - Von Christian Weber): www.snf.ch/horizonte-im-darm-der-stadt

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