Parlamentarisches Frühstück zum Thema "Bildung und Arbeit 4.0 - Frauen in die digitale Agenda"

10.03.2020

Über gleichberechtigte Teilhabe von Frauen und Männern an einer digital vernetzten Welt diskutierten der Deutsche Frauenrat und das Kompetenzzentrum Technik-Diversity-Chancengleichheit e. V. am 4. März mit Bundestagsabgeordneten und weiteren Interessierten bei einem Parlamentarischen Frühstück.

Die Digitalisierung schreitet in allen Lebensbereichen voran. Dabei wirkt sie sich sehr unterschiedlich auf die Lebens- und Arbeitsbedingungen von Frauen und Männern aus. Sie profitieren noch nicht in gleichem Maße von den Veränderungen in Bildung und Arbeit 4.0. Das ergab die im Januar 2020 veröffentlichte Studie Digital Gender Gap – Lagebild zu Gender(un)gleichheiten in der digitalisierten Welt, eine aus der Zusammenarbeit der Initiative D21 und des Kompetenzzentrums Technik-Diversity-Chancengleichheit entstandene Sonderauswertung der Studie D21-Digital-Index 2018/2019.

"Die Digitale Transformation ist nichts, was einfach mit uns passiert. Wir können die Digitale Transformation gestalten und sollten das auch tun. Nur so können alle Geschlechter gleichermaßen die vielfältigen Chancen nutzen und ihre Risiken minimieren. Wichtig sind dafür diverse Teams, die diesen Transformationsprozess und die damit verbundenen Prozesse und Produkte aktiv mitgestalten. Wichtig sind aber auch gesellschaftliche und politische Rahmenbedingungen, die dafür sorgen, dass schon bestehende geschlechterspezifische Diskriminierungen in diesem Transformationsprozess nicht reproduziert oder verschärft werden “, so Maren Heltsche, Sonderbeauftragte des Vorstandes des Deutschen Frauenrats für Digitalisierung.

"Die Differenzen zwischen den Geschlechtern in Bezug auf die digitale Transformation betreffen nicht nur einzelne Bereiche. Die Ursachen sind strukturell: Mädchen und Frauen wird der Zugang zur Gestaltung digitaler Technologien durch Geschlechterklischees und traditionelle Rollenzuweisungen erschwert. Dagegen müssen wir vorgehen: mit einem gezielten digitalen Empowerment von Mädchen und Frauen entlang der gesamten Bildungskette. Nur so können sie die notwendigen Kompetenzen für Zukunftsberufe gleichberechtigt erlernen“, so Prof. Barbara Schwarze, Vorsitzende des Kompetenzzentrums Technik-Diversity-Chancengleichheit.

Vor diesem Hintergrund stellen der Deutsche Frauenrat und das Kompetenzzentrum Technik-Diversity-Chancengleichheit fünf gemeinsame Kernforderungen:

  1. Bei der Gestaltung der digital vernetzten Welt müssen nicht nur die technologische Perspektive, sondern auch die gesellschaftlich-kulturellen Aspekte der digitalen Transformation in den Blick genommen werden – besonders vor dem Hintergrund der Chancengleichheit. "Frauen in die digitale Agenda“ muss als Querschnittsaufgabe aller Politikfelder anerkannt werden.
  2. Klare und transparente Richtlinien für eine geschlechtergerechte Entwicklung und Anwendung von Algorithmen und KI-Anwendungen sind dringend erforderlich. Aufgrund ihrer Wirkmächtigkeit muss dafür Sorge getragen werden, dass bei Algorithmen und KI-Anwendungen jegliche Diskriminierungen von Frauen in all ihrer Vielfalt auszuschließen sind. Dies muss nachprüfbar sein. In allen Stufen der Entwicklung von Algorithmen und KI-Anwendungen sind Frauenperspektiven gleichberechtigt einzubeziehen.
  3. Gesetzliche, tarifliche und betriebliche (Arbeitsschutz-)Regelungen und Standards zu mobiler Erwerbsarbeit und neuen Arbeitsformen müssen eingeführt werden. Ebenso muss eine Diskussion über die Verkürzung der Regelarbeitszeit mit Blick auf die prognostizierten Produktivitätssteigerungen in Unternehmen und neu gewonnenen Zeitressourcen durch den Einsatz digitaler Mittel vorangetrieben werden.
  4. Aus- und Weiterbildungsangebote für digitale Kompetenzen müssen geschlechtersensibel gestaltet werden. Diese Angebote müssen gezielt in Branchen beginnen, in denen besonders hohe Anteile von Frauen von einer bereits laufenden oder absehbaren Substituierung betroffen sind. Darüber hinaus sind durch die Bundesregierung Maßnahmen zu ergreifen, um bestehenden Unterschieden in der Möglichkeit der Nutzung der Angebote aktiv entgegenzuwirken.
  5. Das Thema „Geschlechtergerechtigkeit in der digitalen Transformation“ braucht eine eigenständige Plattform auf dem Digital-Gipfel der Bundesregierung, um Akteurinnen und Akteure aus Politik, Wirtschaft, Wissenschaft und Gesellschaft zu sensibilisieren, Frauen für die Digitalbranche zu gewinnen und sichtbarer zu machen.

Der Deutsche Frauenrat ist mit seinen rund 60 Mitgliedsverbänden die größte Frauenlobby Deutschlands. In seinem 2019 veröffentlichten Positionspapier Zukunft gestalten. Digitale Transformation geschlechtergerecht steuern (PDF) wird deutlich: Themen des Bildungszugangs und des Arbeitsmarktes werden im Kontext der digitalen Transformation weder im öffentlichen Diskurs noch in den bundespolitischen Debatten ausreichend geschlechtsspezifisch erkannt und bislang nur unzureichend behandelt.

Das Kompetenzzentrum Technik-Diversity-Chancengleichheit e. V. ist Deutschlands größtes Netzwerk zu den Themen Technik, Diversity und Chancengleichheit. Der Verein setzt sich für die Anerkennung von Vielfalt als Erfolgsprinzip in Wirtschaft, Gesellschaft und technologischer Entwicklung ein.

Quelle: www.kompetenzz.de/parlamentarisches-fruehstueck

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