Evelin

Fahrzeugtechnik

Porträt Evelin

Evelin studiert Fahrzeugtechnik mit Vertiefung Fahrzeugmechatronik im 7. Semester (aktuell Bachelorthesis) an der Ravensburg-Weingarten University in der Bodensee-Region. Danach strebt sie einen Double Degree Master an und möchte anschließend als Ingenieurin im Ausland tätig sein.

Was hat Sie dazu bewogen, dieses Studium zu realisieren? Haben Sie schon in der Schule Interesse an Ihrem jetzigen MINT-Bereich gehabt? 

Dadurch, dass ich in einer technisch orientierten Familie/einem technisch orientierten Umfeld aufgewachsen bin, habe ich schon seit meiner Jugend einen tiefgründigen Bezug zur Technik. Umgeben von Traktoren und Landmaschinen durch die brüderliche Landwirtschaft und das Lohnunternehmen wurde ich mit der Technik frühzeitig konfrontiert, ob ich wollte oder nicht. Auch in der GTÜ-Prüfstelle meines Vaters bin ich schon seit meinem 14. Lebensjahr als Prüfassistentin bei Hauptuntersuchungen und Unfallgutachten tätig. Anfangs war ich noch sehr zögerlich und weniger begeistert, immer mehr und mehr habe ich an der Tätigkeit als Prüfingenieurin Freude verspürt. Auch die Frage nach der Geschäftsnachfolge hat mich dazu bewogen, meinen Werdegang in Richtung Technik zu lenken und ggf. später als Prüfingenieurin ins väterliche Geschäft einzusteigen. Mein technisches Interesse wurde durch mein dreijähriges Abitur am Technischen Gymnasium mit dem Profilfach Mechatronik (Schwerpunkte: Physik, Elektrotechnik, Automatisierungstechnik und Technische Mechanik) in Ehingen bestätigt und gefestigt. In der 12. Klasse war für mich klar, dass ich mich im MINT-Bereich weiterbilden und später als Ingenieurin arbeiten möchte. 

Haben Sie im Vorfeld bereits in der Schule an einem Berufsorientierungstag/Studienorientierungstag teilgenommen? Wenn ja, wurden Sie dadurch in Ihrer Wahl bestärkt? 

Den Girls‘Day habe ich meistens bei meinem Vater in der GTÜ-Prüfstelle verbracht, da mich Fahrzeuge und die Tätigkeiten von Prüfingenieurinnen und Prüfingenieuren damals schon sehr interessierten. Dies ist nach wie vor der Fall. Während des Abiturs am Technischen Gymnasiums in Ehingen gab es in der 11. Klasse ein Projekt zusammen mit einer Firma in Ehingen. Die Firma stellt Mobil- und Raupenkrane her und ist auf diesem Gebiet auch Weltmarktführer. In diesem Projekt haben wir eine Aufgabe bekommen, die wir in Gruppen mit max. 4 Teilnehmerinnen und Teilnehmern bearbeiten konnten. Für die Umsetzung waren wir immer freitags in der Werkstatt, um unser handwerkliches Geschick zu verbessern und vor allem an einer Lösung für die Aufgabe zu arbeiten. Am Ende des Schuljahres der 11. Klasse (2015) haben alle Gruppen ihre Lösung in der Firma vorgestellt. Für die ersten drei Plätze gab es sogar eine Entlohnung der Firma. Das Projekt hat mir selbst nochmal zu spüren gegeben, dass ich ein technisches Denkvermögen besitze und mir das lösungsorientierte Arbeiten eines technischen Problems sehr viel Spaß macht, vor allem auch die Teamarbeit. 

Für welchen Bereich interessieren Sie sich besonderes und warum?

Mein Grundstudium (Semester 1-3) beinhaltete hauptsächlich Fächer des Maschinenbaus. Ab dem Hauptstudium (Semester 4-7) hatte ich dann Kurse der Fahrzeugtechnik und meiner Vertiefungsrichtung. Diese Aufteilung und die Verknüpfung beider Schwerpunkte sind optimal. Grundlegendes Wissen des Maschinenbaus ist nötig, um die tiefgründige Fahrzeugtechnik zu verstehen. Somit wird eine optimale Grundlage geschaffen, woraus das Fachwissen der Fahrzeugtechnik aufgebaut werden kann. Das Besondere ist ebenso, dass ich die Möglichkeit habe, x-beliebige Wahlfächer zu absolvieren. Interessieren mich spezielle Fächer des Maschinenbaus, so werden mir diese in Form von Wahlfächern anerkannt. Besonders interessant finde ich Systems Engineering. Dort splittet man eine Funktion/ein Problem in Unterfunktionen auf, sodass am Ende eine geeignete Lösung zustande kommt. Hier kann man als Ingenieurin oder Ingenieur einen sehr großen Beitrag leisten, denn dieses Tätigkeitsfeld erstreckt sich über mehrere Aufgabengebiete. Aber auch grundlegende Themen wie die Fügetechnik im Leichtbau sind sehr spannend. Wie hält ein Fahrzeug zusammen? Natürlich kommt es auf die perfekte Fügetechnik an. 

Sind Sie in bestimmten Netzwerken oder Studienprogrammen integriert?

Schon seit meinem ersten Semester bin ich aktives Mitglied in der Fachschaft Maschinenbau. Dort organisieren wir die Absolventenfeier der Studierenden, die ihr Studium erfolgreich abgeschlossen haben. Auch veranstalten wir einen Brückenbauwettbewerb, an welchem alle Studierenden, auch von anderen Fakultäten, teilnehmen können. Fachschaft bedeutet zusammen organisieren, tüfteln, die Fakultät Maschinenbau zu repräsentieren und ganz wichtig- gemeinsam lernen, voranzukommen und sich zu unterstützen. Auch bin ich zum zweiten Mal während meines Studiums im Fakultätsrat, wo sich alle Professoren sowie 6 Studierende der Fakultät Maschinenbau zusammenfinden. Dort werden neue Studiengänge ausgearbeitet, Anregungen der Studierende werden in Lösungen umgesetzt und an der Zukunft der Fakultät gefeilt. Als selbständige Studienbotschafterin habe ich regen Kontakt zum Technischen Gymnasium, an welchem ich 2017 mein Abitur absolviert habe. Meine Aufgabe ist es, den herangehenden Abiturientinnen und Abiturienten das Studierendenleben und vor allem die verschiedenen Möglichkeiten unserer Hochschule näher zu bringen. Denn das Angebot an Studiengängen der Hochschulen und Universitäten ist enorm groß. Ich gebe den Schülerinnen und Schülern tiefe Einblicke in das Leben eines Studierenden an unserer Hochschule und spreche aus eigenen Erfahrungen. 

Sammeln Sie begleitend zu Ihrem Studium Praxiserfahrungen?

An meiner Hochschule, bzw. generell an jeder Hochschule muss im Hauptstudium ein Praxissemester in einer Firma absolviert werden. Dieses habe ich in Memmingen erfolgreich absolviert. Dort habe ich Wissen und Erfahrungen im Bereich der Fahrzeugerprobung wie beispielsweise der Geräuschmessung, Autonomes Fahren, Abgasprüfungen etc. gesammelt. Ebenso bin ich seit meinem 14. Lebensjahr mal mehr und mal weniger als Prüfassistentin bei meinem Vater in der GTÜ-Prüfstelle tätig, wo ich natürlich den technischen Wandel und Fortschritt hautnah erlebe, sowie das Erlernte meines Studiums direkt anwenden kann. Aktuell befinde ich mich im Endspurt meines Studiums, nämlich dem Verfassen meiner Bachelorthesis. Diese wird üblicherweise in unserem Studiengang in Kooperation mit einem Unternehmen absolviert. Hierfür bin ich bei einem Unternehmen in Dettingen/ Erms. Meine Aufgabe ist es, ein Batteriekühlsystem eines Elektrofahrzeuges zu entwickeln/designen. Am Ende wird meine Arbeit in die Unternehmensleistungen mit einbezogen und es soll dadurch ein Gewinn für das zukünftige Automobil erzielt werden. 

Haben Sie ein Auslandsstudium absolviert? Welche Erfahrungen haben Sie dabei gemacht?

Ich habe 7 Monate in Asien gelebt. Dort habe ich mein Auslandssemester an der SIIT- Sirindhorn International Institute of Technology in Bangkok, Thailand absolviert. Für mich war das bis dato die beste Zeit in meinem Leben. Und wieso kann ich euch ganz genau sagen: ich bin über die eigene Komfortzone hinauswachsen, habe gelernt in kürzester Zeit Probleme selbst in die Hand zu nehmen und zu lösen, das Studieren in einem Land mit komplett anderer Kultur und anderen Mentalitäten ist sehr spannend, ich habe sehr viele neue Menschen aus der ganzen Welt kennengelernt und bis jetzt noch zu vielen Kontakt, meine Selbständigkeit ist jetzt auf einem sehr hohen Level, meine Offenheit für die Welt ist immens gestiegen und vor allem habe ich eine andere Wertschätzung erhalten, was das Leben in Deutschland und das Leben in Asien betrifft. Alles in allem kann ich sagen: Jeder der diese Chance hat, muss sie nutzen. Diese Zeit prägt euch für das ganze Leben und ist eine außerordentliche Bereicherung, die man kaum in Worte fassen kann. Jeder Außenstehende merkt diese Veränderung, die einem vor allem zugutekommt, wenn es später um das Bewerben in einem Unternehmen geht. Ein Auslandssemester ist eine Art Aushängeschild und ein Alleinstellungsmerkmal für eure Persönlichkeit, denn dieses beweist Durchhaltevermögen und Ehrgeiz. 

Welche beruflichen Ziele haben Sie?

Nach meiner Bachelorthesis, die ich bald abgeben werde, strebe ich einen Double Degree Master an. Das bedeutet, dass ich die Hälfte meines Masterstudiums im Ausland absolviere. Dadurch erziele ich einen deutschen und ausländischen Masterabschluss. Wofür ich brenne und nach was ich strebe, ist das Arbeiten als Ingenieurin im Ausland für zwei bis drei, oder mehrere Jahre. Nach Asien zurückzugehen könnte ich mir durchaus vorstellen, denn dort habe ich viele Freundschaften und den Kontakt zur Thammasat University geknüpft. Ich möchte das Arbeitsspektrum Technik und Mensch verknüpfen, also sowohl im technischen Bereich als auch mit Menschen arbeiten. Deshalb wäre Projektmanagement und Personalverantwortung eine super Kombination und bestenfalls bin ich auf der ganzen Welt unterwegs. 

Welchen Rat würden Sie einer Schülerin mit auf den Weg geben, die überlegt, ein MINT-Fach zu studieren?

Folgt eurem Verlangen und eurer Freude. Wenn ihr die Technik mögt, zögert nicht, euch in diese Richtung weiterzuentwickeln. Frauen in der Technik sind sehr beliebt, weil sie das Arbeiten in positiver Art und Weise verändern können und ein breites Blickfeld haben. Immer mehr Frauen sieht man in den MINT-Bereichen, denn was ein Mann kann, kann auch eine Frau. Daher macht das, für was ihr brennt. Euren Beruf übt ihr ca. 40 Jahre eures Lebens aus, deshalb müsst ihr dafür brennen und Spaß daran haben, denn daraus schöpft man Energie. Deshalb schaut nicht nach anderen, lasst euch nicht von dem Gerede anderer beeinflussen, sondern zieht eure Interessen durch und setzt es in die Wirklichkeit um. 

In Ihrer Freizeit beschäftigen Sie sich am liebsten mit…

  • Sportlichen Aktivitäten: Wandern, Tennis, Fitness, Fahrradfahren und im Winter Skifahren, Langlaufen
  • Reisen, unterwegs zu sein und Ausflüge zu organisieren
  • Singen im Frauenchor in meinem Heimatort
  • Freunden eine unvergessliche Zeit zu haben
  • Design und Innenarchitektur
  • meinem Wissen und Engagement Veränderungen zu schaffen und Menschen zu unterstützen, wie beispielsweise in Hochschulgremien oder auch als Nachhilfe-Lehrerin für Abiturientinnen und Abiturienten
Share

Bestätigen für mehr Datenschutz:

Erst wenn Sie auf OK klicken, können Sie den Artikel auf empfehlen. Nach Ihrer Empfehlung werden keinerlei Daten mehr an oder Dritte gesendet.

Mehr dazu hier: Datenschutzerklärung

OK
Abbrechen