Ira

Informatik

Porträt Ira

Ira arbeitet im Projektmanagement in einer Firma die Software für Stahlunternehmen entwickelt. In ihrer Freizeit beschäftigt sie sich mit der Lomographie.

Was und an welcher Hochschule haben Sie studiert?

Ich habe Informatik an der Heinrich Heine Universität in Düsseldorf studiert.

Was hat Sie dazu bewogen, dieses Studium zu realisieren? Haben Sie erst eine andere Richtung eingeschlagen?

Dass ich in der Informatik gelandet bin war eher Zufall. Nach dem Abitur hatte ich noch keine Idee, was ich machen sollte und bin erst einmal ein Jahr in Frankreich gewesen (europäischer Freiwilligendienst). Danach bin ich dann irgendwann mehr oder weniger zufällig in Düsseldorf an der Uni gelandet, weil mir ein Berufsberater in der 12. Klasse mal Bioinformatik empfohlen hatte und ich dachte dass das nicht so schwer ist wie reine Informatik. Während des Studiums habe ich gemerkt, dass ich Bio eher uninteressant finde und Informatik viel spannender ist. Am Anfang war es schwer, weil ich Mathe in der Oberstufe abgewählt hatte und auch nur ein Jahr Informatik gehört hatte, aber obwohl ich oft dachte, dass ich nichts bestehen würde, habe ich schon nach dem 1.Semester alle Prüfungen auf Anhieb geschafft. Seitdem habe ich nie wieder an meiner Studienwahl gezweifelt.

Haben Sie ein Auslandsstudium absolviert? Welche Erfahrungen haben Sie dabei gemacht?

Ja, ein Semester in Nantes, Frankreich. Dabei habe ich die Erfahrung gemacht, dass alles sehr viel verschulter ist als in Deutschland. Zum Beispiel waren die Studenten völlig verwirrt, dass wir Kurse aus zwei Jahrgängen besucht haben. Dort bleibt man quasi „sitzen“, wenn man einen Jahrgang nicht schafft, und ist weniger flexibel als ich das von unserer Uni kannte. Dafür hat man viel praktischer gearbeitet. Zu jeder Vorlesung gab es Programmierübungen, während ich in Deutschland eigentlich fast gar nicht programmiert habe. Ansonsten war das Erasmussemester eine tolle Zeit, weil wir ein sehr internationaler Haufen waren und immer was los war!

Welchen Rat würden Sie einer Schülerin mit auf den Weg geben, die überlegt ob sie in einem MINT-Fach studieren soll?

Auf jeden Fall machen! Es ist total bescheuert, dass man sich denkt die Jungs könnten das besser. Ich hatte immer Angst nicht mit den echten „Programmierfreaks“ mithalten zu können, um dann festzustellen, dass im Studium ganz andere Sachen wichtig sind. Diese „Programmierfreaks“ bzw. Super-Geeks basteln oft nach 5 Jahren noch an ihren Prüfungen aus dem 1.Semester.

Mit den meisten MINT Fächern hat man später eine Riesenauswahl bei der Jobsuche. Man bekommt ein sehr gutes Gehalt, kann wählen ob man lieber im Keller programmiert oder Kunden trifft, um die Welt reist, Projekte managed oder alles zusammen im Wechsel… Ein Kollege hat mir mal erzählt, er hätte ein Steuerungssystem für eine Bonbonfabrik mit entwickelt und immer Süßigkeiten umsonst bekommen. Das finde ich echt cool! Und ich arbeite grad in einem rein französischsprachigen Projekt direkt am Meer, wo ich eine Weile jede zweite Woche beim Kunden war. Warum sollte man sich solche Jobs entgehen lassen?

In Ihrer Freizeit beschäftigen Sie sich am liebsten mit…

meinem größten Hobby, der Lomographie. Das heißt ich mache möglichst bunte Schnappschüsse mit analogen Kameras, die nicht am Rechner bearbeitet werden. Ich besitze schon einen ganzen Haufen verschiedene Kameras, auch ein paar alte Polaroids. Damit kann man echt witzige Bilder machen. Ansonsten lese ich Comics und fahre gerne durch die Welt.

Wo arbeiten Sie?

PSI Metals, das ist eine Firma die Software für Stahlunternehmen entwickelt.

In welcher Position arbeiten Sie?

Ich arbeite im Projektmanagement.

An welchen Projekten arbeiten Sie zurzeit und wie dürfen wir uns dieses Arbeitgebiet vorstellen?

Aktuell entwickeln wir ein Lagerverwaltungssystem für einen französischen Grobblechhersteller. Das sieht so aus, dass wir am Anfang erstmal eine Spezifikation schreiben, wo alles aufgeschrieben wird, was der Kunde möchte. Die Projektsprache ist französisch, und da man neben der Sprache auch Wissen über Lager und Logistik braucht, arbeiten in unserem Team Leute aus Berlin, Brüssel und Düsseldorf. Beim Kunden diskutieren wir über deren Werk und die Organisation, gucken uns alles an (das ist der beste Teil weil Stahlwerke und Walzwerke echt beeindruckend sind!) und schreiben alles ganz genau auf. Dann wird unser Standard-Softwarepaket angepasst und programmiert, jeder übernimmt andere Teile und man tauscht sich ständig aus. In unserem Fall ist das mit viel Reisen verbunden, weil wir alle an unterschiedlichen Standorten sitzen, also bin ich oft in Brüssel oder Berlin. Später wird das System beim Kunden ans laufen gebracht, und Schulungen durchgeführt.

Wie sieht Ihr typischer Arbeitsalltag aus?

Immer anders. Ich bin seit einem halben Jahr in der Firma, und bin immer wieder überrascht wie vielfältig die Arbeitsgebiete sind. Manchmal sitze ich ganz klassisch im Büro und schreibe Sachen auf oder programmiere, dann bin ich wieder beim Kunden zu Besprechungen und danach treffe ich meine Kollegen in Brüssel oder Berlin und wir diskutieren, entwickeln und schreiben gemeinsam. Aber ich bin auch auf Messen und führe unsere Software vor, oder ich habe schon Videos gedreht, wie man die Software am besten benutzt oder bin mal zu einer Schulung als Französisch-Übersetzerin mitgefahren (obwohl ich immer so sprachunbegabt war – meine Französischlehrerin wäre stolz auf mich!) oder ich bereite einen Vortrag vor.

Ist es für eine Frau schwieriger in einem eher männerdominierten Berufsfeld zu arbeiten? Welche Erfahrungen haben Sie diesbezüglich gemacht?

Jein. In meiner letzten Firma hatte ich Probleme, weil ich mich immer persönlich dafür verantwortlich gefühlt habe wenn etwas nicht geklappt hat und mich das mit der Zeit sehr frustriert und entmutigt hat. Aber die gleichen Probleme hatten die männlichen Kollegen dort teilweise auch. Ich glaube, Frauen sind oft zurückhaltender und unsicherer und tun nicht immer so, als ob sie alles können. Das wirkt dann oft weniger kompetent, man bekommt weniger Gehalt im Vergleich weil man schüchterner verhandelt und schneller zufrieden ist, und steigt nicht so schnell auf. In meiner jetzigen Firma bekomme ich viele positive Rückmeldungen und außer mir arbeiten auch einige andere Frauen dort. Außerdem bin ich selbstbewusster geworden. Seitdem fühle ich mich auch völlig gleichberechtigt.

Was fasziniert Sie an Ihrer Tätigkeit am meisten?

Wenn ich im Stahlwerk bin! Ich weiß noch, wie ich bei meiner Masterarbeit zum ersten Mal im Werk war, und gesehen habe was für einen gigantischen Ofen ich da programmiert habe und wie beeindruckend es ist, wenn die heißen Stahlblöcke gewalzt werden!

Welche beruflichen Ziele haben Sie persönlich für Ihre eigene Karriere?

Im Moment habe ich vor allem das Ziel, möglichst viel zu lernen, am liebsten alles auf einmal. Der nächste Schritt wird sein, dass ich selber Projekte leite, sobald ich die Software gut genug kenne. Außerdem möchte ich mein Französisch verbessern, und würde dafür gerne eine Zeit lang in Brüssel arbeiten.

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