Martina

Elektrotechnik

Porträt Martina

Martina hat Elektrotechnik in Nürnberg studiert. Nach ihrem Studium ist sie im Bereich des Produktmanagements bei der Siemens AG eingestiegen. Seit 17 Jahren macht sie Karate und gibt Unterricht.

Was und an welcher Hochschule haben Sie studiert?

Elektrotechnik, Elektronik und Informationstechnik (Fachrichtung Mikroelektronik) an der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg

Was hat Sie dazu bewogen, dieses Studium zu realisieren? Haben Sie erst eine andere Richtung eingeschlagen?

Ich hatte Physik-Leistungskurs in der Schule, und dort hat mir die Elektronik viel Spaß gemacht. Allerdings war ich nie ein großer Elektronik-Bastler oder speziell vorher schon in dem Thema unterwegs. Nur Mathematik-/Technikinteressiert und davon überzeugt, dass ich Dinge, die ich schaffen will auch schaffen kann.

Hatten Sie vor oder während des Studiums bereits praktische Erfahrungen in Form von Nebenjobs, Ferienjobs, Teilnahme am Girls’ Day – Mädchen-Zukunftstag, Praktika, Werkstudentinnentätigkeiten?

Ich war während des Studiums (neben den normalen studienbegleitenden Pflichtpraktika) im Yolante-Programm von Siemens, das ist ein Mentorenprogramm für Frauen in technischen Studiengängen. Dort kann man über einen Mentor Einblick bekommen in die Arbeitsbereiche von z.B. Ingenieuren.

Haben Sie ein Auslandsstudium absolviert? Welche Erfahrungen haben Sie dabei gemacht?

Ich habe vier Monate Praktikum in England gemacht, und kann das nur jedem empfehlen. Raus kommen, Sprache üben, Netzwerke knüpfen, und natürlich auch Spaß haben und interessante neue Dinge kennen lernen.

Welchen Rat würden Sie einer Schülerin mit auf den Weg geben, die überlegt ob sie in einem MINT-Fach studieren soll?

Sich nicht entmutigen zu lassen von niedrigen Frauenquoten. Man soll das machen, was einem am Herzen liegt, und wobei man sich wohl fühlt. Wenn man Spaß am Studium hat, kommt man mit allem anderen klar. Und keine Angst vor überfliegenden männlichen Kommilitonen haben – die kochen auch nur mit Wasser UND die Zeiten in denen man nur dumme Sprüche fing als Frau in so einem Studium sind zum Glück vorbei. Außerdem ist einem oft gar nicht bewusst, welche Möglichkeiten ein MINT-Studium eröffnet. Es gibt so vielfältige Einsatzmöglichkeiten, die über die klassischen Tätigkeiten in der Entwicklung oder auf einer Baustelle hinaus gehen, dass man ganz sicher etwas findet, was einem Freude macht.

In Ihrer Freizeit beschäftigen Sie sich am liebsten mit...

Ich mache seit 17 Jahren Karate und trainiere das immer noch mit viel Freude und gebe auch Unterricht. Außerdem mache ich Live-Rollenspiel (LARP), also freie Spiele, in denen man sich verkleidet und in eine Rolle schlüpft und mit anderen eine Geschichte erlebt. Ich schreibe Gedichte, und bin auch sonst gerne kreativ tätig. Es gibt immer was zu tun!

Wo arbeiten Sie?

Siemens AG

In welcher Position arbeiten Sie?

Produktmanagement

An welchen Projekten arbeiten Sie zurzeit und wie dürfen wir uns dieses Arbeitgebiet vorstellen?

Ich bin in der Niederspannungsschalttechnik, wo Schalt- und Schutzgeräte für industrielle Anwendungen, hauptsächlich für Schaltschränke, hergestellt werden. Als Produktmanager ist man im Normalfall für ein spezielles Produkt bzw. eine Reihe zuständig, und betreut dieses über seinen ganzen Lebenszyklus. Das heißt man schreibt Anforderungsprofile, in denen steht was die Entwicklung entwickeln soll, begleitet die Entwicklung, plant eine Markteinführung, und geht, wenn das Produkt einmal im Markt ist, auf Kunden-Sonderwünsche und Rückmeldungen ein. Am Ende des Lebenszyklus steht die Abkündigung, die ebenfalls durch das Produktmanagement ausgesteuert wird. In meinem speziellen Fall arbeite ich nicht an einem einzelnen Produkt, sondern bin übergreifend für ein System zuständig, dessen Einzelteile von anderen Produktmanagern betreut werden. Ich plane eine gemeinsame Markteinführung, und achte darauf, dass die verschiedenen Entwicklungen nicht auseinander laufen, damit alles später zusammen passt.

Wie sieht Ihr typischer Arbeitsalltag aus?

Es gibt kaum einen typischen Alltag, denn diese Tätigkeit ist sehr vielfältig. Im Produktmanagement hat man sehr viele Schnittstellen, zur Entwicklung, Fertigung, Qualität, Logistik, Marketing, Vertrieb, Kunden etc. – damit wird es nie langweilig. Man kann meistens sehr eigenständig arbeiten. Hauptsächlich ist es ein Büro-Job, ich bin aber auch ab und zu unterwegs, auf Messen, bei Kunden, oder im Werk.

Ist es für eine Frau schwieriger in einem eher männerdominierten Berufsfeld zu arbeiten? Welche Erfahrungen haben Sie diesbezüglich gemacht?

Jein. Es gibt immer Vor- und Nachteile, und für mich überwiegen die Vorteile. Man muss sich allerdings meiner Erfahrung nach schon immer noch ein wenig mehr beweisen als die männlichen Kollegen. Gerade wenn man, wie es mir schon öfter passierte, die Jüngste in einer Runde und die einzige Frau ist, und dann wagt, den Herren zu erzählen was getan werden soll. Da erntet man schon ab und zu schiefe Blicke. Aber mit Kompetenz sind sie alle zu überzeugen. Die Vorteile sind, dass man als Frau wirklich eine positive Wirkung hat auf die Art wie z.B. Diskussionen geführt werden, die Männer werden weniger aggressiv, kompromissbereiter und es entsteht ein angenehmeres Klima. Außerdem sticht man natürlich immer irgendwie hervor, was auf einem Karriereweg ja nicht schaden kann.

Welche besonderen Vorkenntnisse, Fähigkeiten und Interessen braucht man für dieses Berufsprofil?

Ich bin direkt von der Uni aus eingestiegen und hatte etwas studiert, was damit nur sehr bedingt zu tun hatte. Ich bin aber an dieser Position sehr, sehr gut eingearbeitet worden. Man sollte also auch wirklich keine Furcht davor haben, dass man nach dem Studium total ins kalte Wasser fällt. Zumindest große Firmen investieren auch viel Zeit in eine ordentliche Einarbeitung. Generell sollte man als Produktmanager aber ein Interesse daran haben, zu erleben wie Märkte ticken, wie Produkte sich entwickeln, was Kunden brauchen. Es geht eben über die pure Technik deutlich hinaus.

Was fasziniert Sie an Ihrer Tätigkeit am meisten?

Den Überblick zu haben über ein Produkt, weit über die Entwicklung hinaus, zu beobachten wie es auf dem Markt angenommen wird, zu sehen was es für Probleme gibt, und die Verantwortung dafür zu haben, dass eine neue Produktreihe auch die Marktanforderungen trifft. Es ist nicht nur vielseitig, sondern eben auch eine sehr verantwortungsvolle Position.

Sind Sie in Projekten/Maßnahmen aktiv, die es sich zum Ziel gesetzt haben, junge Menschen für MINT zu begeistern? Wenn ja, wie versuchen Sie, dieses Ziel umzusetzen?

Ich bin im Programm MINT-Role Models, allerdings wurde ich in diesem Rahmen noch nicht oft kontaktiert.

Wie schaffen Sie es, Beruf und Familie zu vereinbaren?

Ich selbst habe keine Familie. Meine Firma bietet aber schon die Möglichkeit, nach einer Elternzeit sauber wieder einzusteigen, ggf. Teilzeit zu arbeiten, und stellt begrenzt Kita-Plätze zur Verfügung. Ich denke es ist schon möglich, das hin zu kriegen.

Welche beruflichen Ziele haben Sie persönlich für Ihre eigene Karriere?

Ich möchte auf jeden Fall in eine Führungsposition, allerdings ist mir meine Freizeit so wichtig, dass ich mir heute nicht vorstellen kann, eine sehr hohe Hierarchieebene zu erreichen, wo man wirklich nur noch zum Schlafen nach Hause fährt. Heute sage ich: Produktmanagement ist genau das, was ich machen will. Aber ich habe auch gelernt, dass sich so was sehr schnell ändern kann...

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