Regine
Cyber Risk
Seit dem Beginn ihrer Karriere ist Regine im Bereich der Cyber-Security tätig. Aktuell arbeitet sie als Senior Managerin beim Prüfungs- und Beratungsunternehmen Deloitte im Bereich Cyber Risk.
Was und an welcher Hochschule haben Sie studiert?
An der Maastricht University habe ich zuerst meinen Bachelor of Sciences in Infonomics absolviert (Information Economics ist sehr ähnlich mit einem deutschen Wirtschaftsingenieur-Studium). Daran habe ich einen Master of Science in International Business: Management, Change & Consultancy (Management, Veränderung & Beratung, eher betriebswirtschaftlicher Fokus) angehängt.
Was hat Sie dazu bewogen, dieses Studium zu realisieren?
In meinem Fall ging der Bachelor in Richtung eines MINT-Studiengangs, während der Master eine eher betriebswirtschaftliche Ausrichtung hatte. Die Kombination hat für mich den meisten Mehrwert gebracht, da ich im Bachelor sehr analytisch auf einzelne Themenbereiche geschaut habe und der Master im Gegenzug etwas übergreifender war.
Für den Bachelor war für mich das Interesse und die Faszination an der Technologie ausschlaggebend, danach hat für den Master der Wunsch nach einem eher wirtschaftlichen Fokus überwogen. Ich glaube, beide Facetten sind sehr hilfreich, um die Wirtschaft und Arbeitswelt besser zu verstehen.
Hatten Sie vor oder während des Studiums bereits praktische Erfahrungen?
So etwas wie Girls'Days sind mir aus der Zeit gar nicht bekannt. Mich hat das Selbstverständnis, mit dem ich aufgewachsen bin, stark geprägt – "Du kannst machen was du willst". Vielleicht auch die Tatsache, dass ich auf einer Mädchenschule war und dort natürlich auch einige waren, die stärkeres Interesse an MINT-Fächern hatten.
Praktika habe ich während des Studiums auch gemacht, genauso wie eine freiwillige ehrenamtliche Tätigkeit in unserer Economics-Studienverbindung. Auch in diesem Umfeld war der Männeranteil hoch, was mich aber nie gestört hat. Man muss dazu sagen, dass der Frauenanteil im Studiengang Infonomics auch eher gering war.
Waren Sie in bestimmte Netzwerke oder Hochschulprogramme integriert und wenn ja, wie wurden Sie durch diese unterstützt?
Die Studienverbindung, in der ich mehrere Jahre Teil des Vorstands war, hat mir unheimlich beim Kontaktaufbau und auch beim Sammeln von praktischen Erfahrungen in einer Organisation geholfen. Die Arbeit dort war durchaus vergleichbar mit der in einem Unternehmen: Wir hatten einen Vorsitzenden, einen Vorstand und einen Schatzmeister, der sich um die Finanzen gekümmert hat. Außerdem haben wir tolle Events organsiert: zum Beispiel einen Studienausflug nach Thailand, bei dem wir sogar Leistungspunkte für das Studium sammeln konnten. Insofern hat die Arbeit geholfen, den Horizont zu erweitern.
Wo und in welcher Position arbeiten Sie? An welchen Projekten arbeiten Sie zurzeit?
Aktuell bin ich als Senior Manager beim Prüfungs- und Beratungsunternehmen Deloitte im Bereich Cyber Risk tätig. Seit Beginn meiner Karriere arbeite ich im Cyber Security-Sektor. Das hat sich im Grunde so ergeben durch Neugier auf das Thema, denn die Cyberwelt ist super faszinierend. Und sehr facettenreich: Angefangen bei eher organisatorischen Themen wie Cybersicherheit bis hin zu technischen Kontrollen und deren Umsetzung. Am meisten Spaß macht es mir, all diese Themen zu verbinden. Bevor ich ins Cyber-Team bei Deloitte eingestiegen bin, habe ich einige Jahre bei einer globalen Bank im Cybersicherheitsbereich gearbeitet.
Wie sieht Ihr typischer Arbeitsalltag aus?
Aktuell sehr abwechslungsreich. Ich helfe meinen Kundinnen und Kunden dabei, dass sie im Cyber Security Bereich den vollen Überblick über die geltenden Gesetze und Richtlinien behalten. Wir unterstützen dazu in ganz verschiedenen Projekten, zum Beispiel bei der Erstellung von Sicherheitsrichtlinien.
Welche besonderen Vorkenntnisse, Fähigkeiten und Interessen braucht man für Ihren Beruf?
Neugier, Mut und Interesse an den Themen. Ich bin der Meinung, dass man alles lernen kann, wenn die Motivation stimmt. Vor allem im Cyber-Bereich habe ich oft erlebt, dass sich Frauen, die genauso gut sind wie ihre männlichen Kollegen, weniger zutrauen und sich deshalb unwohl fühlen. Ich kann nur sagen: Traut euch – alle anderen sind auch nur Menschen. Darüber hinaus finde ich es völlig ok, nachzufragen oder zuzugeben, dass man bei einem bestimmten Thema nicht die Expertin ist. Wir lernen schließlich alle regelmäßig dazu.
Was fasziniert Sie an Ihrer Tätigkeit am meisten?
Die Vielfalt und die rapide Entwicklung des Umfelds: Ständig gibt es neue Technologien, neue Anforderungen, neue Entwicklungen – da muss man am Ball bleiben und alles neu überdenken. Das macht für mich den Reiz aus. Zudem bin ich passionierte Führungskraft und es macht mir viel Freude, meine Teammitglieder in ihrer Entwicklung zu unterstützen, ihre Stärken zu stärken und mit ihnen Herausforderungen zu lösen. Dazu kommt natürlich, dass es ein unheimlich tolles Gefühl ist, den eigenen Kundinnen und Kunden zu ermöglichen, immer besser zu werden.
Wie ist Ihre Erfahrung in einem MINT-Beruf, z. B. hinsichtlich Zusammenarbeit mit Kolleginnen und Kollegen, Work-Life-Balance, Aufstiegschancen?
Ich habe sehr gute Erfahrungen mit Kolleginnen und Kollegen im Cyber- und Technologiesektor gemacht. Und nach meiner Erfahrung ist die Zusammenarbeit mit technisch geprägten Kolleginnen und Kollegen ausgesprochen gut, da die Kommunikation meist direkt und authentisch ist. Das macht unter anderem die Zusammenarbeit in genau diesem Bereich so angenehm, teilweise ist sie gefühlt weniger politisch als in anderen Gebieten und eher von gemeinsamen inhaltlichen Zielen geleitet.
Welche beruflichen Ziele haben Sie?
Gute Frage ;) Erstmal in jedem Fall in einer Führungsrolle bleiben. Teamführung und Personalentwicklung macht mir unheimlich viel Freude. Wenn ich Teammitglieder positiv inspirieren kann und ihnen helfe, ihren Weg zu finden, ist das Teil meiner Definition von Erfolg.
Darüber hinaus will ich auch weiterhin meine Kundinnen und Kunden beim Erreichen ihrer Cyber-Ziele unterstützen und mein Wissen über Technologien, Änderungen im Umfeld und in der Regulierung erweitern.
Auf lange Sicht möchte ich mich in der Beratung natürlich weiterentwickeln, um irgendwann auch die Kultur, Produkt- und Mitarbeiterentwicklung in größerem Maß gestalten zu können. Es gibt darüber hinaus aber viele weitere spannende Möglichkeiten. Darum ist es für mich wichtig, immer offen zu bleiben. solange es Spaß macht und ich etwas bewegen kann.
Welchen Rat würden Sie einer Schülerin mit auf den Weg geben, die überlegt, ob sie ein MINT-Fach studieren soll?
Frag dich, was dich wirklich interessiert und reizt. Fühl in dich rein, wie sich die Gedanken an die Themen anfühlen. Und wenn du merkst, du hast eines, das dich wirklich interessiert, dann schiebe alle negative Gedanken wie "Ich kann das nicht", "Ich bin nicht gut genug", "Meine Eltern wollen etwas Anderes für mich" etc. weg und ersetze sie durch "Ich kann alles lernen, was ich will" oder "wenn ich Interesse habe, werde ich richtig gut auf diesem Gebiet". Wenn du das beherzigst, wird dich niemand davon abbringen können, das zu tun, wofür dein Herz schlägt.
In Ihrer Freizeit beschäftigen Sie sich am liebsten mit…
Kochen, Essen und Sport ;) mehr oder weniger in der Reihenfolge. Auch wenn es gerade nicht wie gewohnt möglich ist, dann natürlich gerne Freunde und Familie treffen, etwas unternehmen, essen gehen.