Sarah

Medientechnologie

Porträt Sarah Thommes

Auf jeden Fall etwas Technisches sollte es sein und „irgendwas mit Medien“, so landete die kletterbegeisterte Sarah Thommes an der Technischen Universität Ilmenau, wo sie Medientechnologie, einen Ableger der Elektrotechnik studierte.

Was hat Sie dazu bewogen, dieses Studium zu realisieren? Haben Sie erst eine andere Richtung eingeschlagen?

Nach dem Abitur wollte ich zunächst Kamerafrau werden. Ich habe auch in diese Richtung ein Praktikum gemacht und meine Bewerbungen an entsprechende Hochschulen verschickt. Leider wurde ich an keiner davon angenommen. Also musste ich mich nach einer Alternative umschauen. Etwas Technisches sollte es sein und „irgendwas mit Medien“ – Medientechnologie!

Hatten Sie vor oder während des Studiums bereits praktische Erfahrungen in Form von Nebenjobs, Ferienjobs, Teilnahme am Girls’ Day – Mädchen-Zukunftstag, Praktika, Werkstudentinnentätigkeiten?

Außer den im Rahmen des Studiums vorgeschrieben Praktika nicht. Mein Praxissemester habe ich dann bei einem Automobilhersteller im Bereich HMI (Human Maschine Interface) und Usability gemacht. Das war sehr spannend und hat letztlich dazu geführt, dass ich dauerhaft in der Automobilbranche geblieben bin.

Welchen Rat würden Sie einer Schülerin mit auf den Weg geben, die überlegt ob sie in einem MINT-Fach studieren soll?

Einfach machen und nur nicht verunsichern lassen. Fächer, die einem schwer fallen, hat man in anderen Studiengängen auch. Bei den meisten ist auch Mathe dabei. Ein MINT-Studium ist nicht schwieriger als ein anderes Fach, wenn man sich dafür interessiert und Spaß daran hat. Und die Jobs, die einen danach erwarten, sind mit Sicherheit abwechslungsreich, spannend und lohnen das Durchhalten!

In Ihrer Freizeit beschäftigen Sie sich am liebsten mit...

Kochen, Wandern, Klettern, Kunst & Kultur - am liebsten für und mit Familie und Freunden.

Wo arbeiten Sie?

Ich arbeite bei der Bertrandt Technikum GmbH, einem Entwicklungs-Dienstleister in der Automobil- und Luftfahrtbranche.

In welcher Position arbeiten Sie?

Ich bin Lead Engineer für den Bereich Infotainment/Telematik

An welchen Projekten arbeiten Sie zurzeit und wie dürfen wir uns dieses Arbeitsgebiet vorstellen?

In meiner Funktion als Lead Engineer bin ich verantwortlich für den Aufbau eines neuen Teams im Bereich Infotainment/Telematik sowie für die fachliche Führung der Team-Mitglieder.

Wie sieht Ihr typischer Arbeitsalltag aus?

Zum einen bin ich für die Akquise von Projekten im Themenfeld Infotainment bei unseren Kunden zuständig, da wir als Dienstleister hauptsächlich im Kundenauftrag arbeiten. Das bedeutet, ich muss wissen, an welchen Technologien meine Kunden derzeit arbeiten, mich mit ihnen zusammensetzen, um herauszufinden, welchen Herausforderungen sie derzeit gegenüberstehen und verstehen, an welchen Stellen und zu welchen Themen sie Unterstützung brauchen.

Um die akquirierten Projekte bearbeiten zu können, benötigt es auf der anderen Seite natürlich Mitarbeiter, die diese Aufgaben übernehmen können. Ein weiterer Schwerpunkt meiner Arbeit ist daher das Bewerbermanagement – Bewerbungen sichten, Vorstellungsgespräche und Telefoninterviews führen und letztlich gute Leute für meine Projekte einstellen. Dazu kommt dann noch das Kostencontrolling für das Team, also noch etwas Kosten- und Leistungsrechnung, und BWL.

Ist es für eine Frau schwieriger, in einem eher männerdominierten Berufsfeld zu arbeiten? Welche Erfahrungen haben Sie diesbezüglich gemacht?

Ich kann nicht genau sagen, ob es tatsächlich schwieriger ist, da ich es anders gar nicht kenne. Aber natürlich hat man bzw. frau immer mal wieder mit Vorurteilen zu kämpfen. Mancher Kollege ist ziemlich erstaunt, wenn die einzige Frau in der Runde tatsächlich mitdiskutiert und ihre Meinung durchsetzt – diese Haltung ist aber eher die Ausnahme. Die meisten Männer freuen sich, wenn Frauen mit im Team arbeiten.

Welche besonderen Vorkenntnisse, Fähigkeiten und Interessen braucht man für dieses Berufsprofil?

Viel Interesse an neuen Technologien und den neuesten Entwicklungen in der Automobilbranche sollte man haben. Für seine Themen brennen, um sie voranzubringen. Natürlich auch technisches Verständnis haben, um fachlich mitreden zu können. Das bringt man aus dem Studium aber auf jeden Fall mit. Man sollte offen für Neues sein und Spaß daran haben, sich in neue Gebiete einzuarbeiten, gerne mit Menschen umgehen, offen und kommunikativ sein.

Was fasziniert Sie an Ihrer Tätigkeit am meisten?

Die Automobilentwicklung an sich ist ein sehr spannendes Feld. Und mein Bereich Infotainment/Telematik ist darin eines der spannendsten. Ich finde es toll, direkt an den derzeitigen Entwicklungen in Richtung Car2X, autonomes Fahren und den neuen Antriebskonzepten dran zu sein und diese mitzuentwickeln. Ich gestalte die Zukunft des Autos mit – faszinierender geht es aus meiner Sicht nicht.

Sind Sie in Projekten/Maßnahmen aktiv, die es sich zum Ziel gesetzt haben, junge Menschen für MINT zu begeistern? Wenn ja, wie versuchen Sie, dieses Ziel umzusetzen?

Ja, ich bin Mitglied im Deutschen Ingenieurinnenbund, der aktives Mitglied des MINT-Paktes ist. Hier arbeiten wir immer wieder bei unterschiedlichsten Veranstaltungen und Projekten mit, sei es bei MINT-Parcours oder unserer Aktion „Top 25“ anlässlich unseres 25-jährigen Jubiläums. In diesem Rahmen haben wir die 25 einflussreichsten Ingenieurinnen Deutschlands gekürt, um so auf bisher leider noch seltene Rollenvorbilder aufmerksam zu machen.

Wie schaffen Sie es, Beruf und Familie zu vereinbaren?

Für mich sind diese beiden Themen nichts Gegensätzliches. Beides sind sehr wichtige Teile meines Lebens. Ich habe das Glück, einen Partner zu haben, der mein Engagement im Beruf unterstützt und stolz auf mich ist, wenn ich erfolgreich bin. Daher ist die „Work-Life-Balance“ kein Spagat für mich.

Welche beruflichen Ziele haben Sie persönlich für Ihre eigene Karriere?

Das nächste kurzfristige Ziel ist die Teamleitung, also nach der fachlichen auch die disziplinarische Verantwortung für ein Team zu übernehmen. Alles Weitere wird sich zeigen. „Flexibel bleiben, Chancen nutzen“ ist hier mein Motto.

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