Tabea
Wirtschaftsingenieurwesen
Mal büffeln, mal Schiffe bauen. Tabea Lüdde, 20, lebt in Kiel, verbringt aber auch viele Wochen im Jahr in Elmshorn. Denn dort, an der Nordakademie, studiert sie Wirtschaftsingenieurwesen. In Kiel dagegen, bei thyssenkrupp (Marine Systems GmbH), geht es im Rahmen ihres dualen Studiums ganz praktisch zur Sache, zum Beispiel beim Schiffbau...
Dein Studium verbindet nicht nur Theorie und Praxis, sondern auch zwei Fächer, die sonst getrennt studiert werden, nämlich Technik und Betriebswirtschaftslehre. Was macht den Kern des theoretischen Studiums aus?
Es geht vor allem darum, die Grundzüge in beiden Bereichen zu verstehen. In technischen Fächern lernen wir beispielsweise, wie ein Getriebe aufgebaut ist und funktioniert und aus welchen Materialien es warum gefertigt wird. In den betriebswirtschaftlichen Vorlesungen betrachten wir hingegen, wie ein Unternehmen aufgebaut ist und wachsen kann.
Bei der Studiumswahl: Kamst du mehr aus der Technik? Oder aus der Betriebswirtschaft?
Definitiv aus der technischen Richtung. Erst in der Oberstufe kam ich durch Projektwochen meiner Schule mit Management in Berührung, und seitdem finde ich auch diesen Themenbereich sehr interessant.
Braucht man doppeltes Talent für einen solchen Studiengang?
Man kann das so sehen, ja. (lacht) Das Studium vereint viele verschiedene Fächer, ähnlich wie in der Schule, nur fokussierter auf Technik und Wirtschaft. So breit aufgestellt zu sein, bringt viele Vorteile mit sich. Möchte man später zum Beispiel ein technisches Projekt leiten, wie das Konfigurationsmanagement eines aus etwa 300.000 Teilen bestehenden U-Bootes, muss man nämlich sowohl verstehen, welche große Rolle eine kleine Dichtung spielt, als auch die Kosten für alle Komponenten im Blick behalten. Sollen noch kurz vor Fertigstellung Änderungen erfolgen, kann das bis zu tausendmal mehr als zu Beginn des Projektes kosten. Warum? Solche Grundlagen lernen wir im Studium.
Du kommst aus der Nähe von Braunschweig. Warum hast du dich für Kiel entschieden?
In einem ersten Schritt habe ich versucht herauszufinden, welche Hochschulen für mich in Frage kommen. Die Nordakademie in Elmshorn hat bei dualen Studiengängen einen guten Ruf und ist sogar Spitzenreiter im aktuellen CHE-Hochschulranking der ZEIT. Die Vorlesungen finden hier in kleinen Klassen statt, außerdem hat die Nordakademie Partneruniversitäten in der ganzen Welt, darum konnte ich im vergangenen Jahr vier Monate in Chile studieren.
Und wie kamst du zu thyssenkrupp?
Ich habe mich bei verschiedenen Unternehmen beworben, die mit der Nordakademie kooperieren. Bei thyssenkrupp Marine Systems fand ich von Anfang an die technisch sehr anspruchsvollen und facettenreichen U-Boote, Korvetten und Fregatten wahnsinnig interessant. Ausschlaggebend war zudem die sehr gute Organisation des gesamten Bewerbungsprozesses und die Gestaltung des Assessment Centers. Daher konnte ich mir sehr gut vorstellen, dort anzufangen und bin nach wie vor sehr froh über diese Entscheidung.
Und was machst du dort?
Das ist sehr unterschiedlich. Generell lerne ich das Unternehmen von Grund auf kennen. Im Verlauf des Studiums wachsen die Aufgaben immer weiter.
Letztes Jahr war ich zum Beispiel im Schiffbau, das hat mich unglaublich interessiert. Ich habe dort fertigungstechnische Aufgaben kennengelernt, selber schweißen und Brennschneiden dürfen. In einem anderen Jahr habe ich die Planung von neuen Bootsaufträgen unterstützt.
Und wie finanzierst du dich?
Die Studiengebühren sind tatsächlich hoch. Aber: Die übernimmt komplett das Unternehmen. Dazu bekomme ich durchgehend Gehalt, auch während der Theoriephase an der Hochschule. Pro Monat stehen mir mit Kindergeld ungefähr 1000€ zur Verfügung, was über dem Bafög-Höchstsatz liegt.
Was meinst du: Für wen eignet sich ein duales Studium?
Wenn man sich sicher ist, was man studieren möchte, ist ein duales Studium eine gute Möglichkeit, viele Einblicke in ein Unternehmen zu erhalten, in dem man sich vorstellen kann hinterher zu arbeiten. So ist man ideal auf den Berufseinstieg nach Studienabschluss vorbereitet und erleidet keinen "Praxisschock". Zudem konnte ich dank der Praxiserfahrung die theoretischen Inhalte wie Schaltpläne in dem Modul Elektrotechnik deutlich leichter verstehen. Wenn dagegen bei der Studienwahl noch sehr, sehr große Unsicherheit herrscht, würde ich empfehlen, das erste Jahr an einer Hochschule zu absolvieren. Denn man kann sich ja auch später durch Eigeninitiative auf ein duales Studium für die restlichen Studienjahre bewerben. Einige Unternehmen unterstützen die Studierenden bei einem Wechsel des Studiengangs, bei anderen kann es passieren, dass man bei einem Wechsel oder Abbruch einen Teil der Studienkosten zurückzahlen muss.
Und wie geht es bei dir weiter?
Unser Studium dauert sieben Semester, ab November schreibe ich meine Bachelorarbeit. Derzeit bin ich in Abstimmung, welche Themen hierfür in Frage kommen könnten.
Weitere Fragen beantwortet Tabea gerne unter tluedde@gmx.de
Text: Monika Goetsch