Ulrike
Elektrotechnik
Ulrike arbeitet als Co-Gruppenleiterin in einem SW-Bereich für Fahrerinformationssysteme. Als Ausgleich zur Arbeit am PC macht sie gerne Sport in der Natur.
Was und an welcher Hochschule haben Sie studiert?
FH Regensburg – Elektrotechnik – Fachbereich Nachrichtentechnik.
Was hat Sie dazu bewogen, dieses Studium zu realisieren? Haben Sie erst eine andere Richtung eingeschlagen?
Ich habe mich seit der ersten Mondlandung 1969 (ich war damals gerade mal 7) immer für Technik interessiert. Mit E-Technik konnte ich dazu noch meine Liebe zur Mathematik in praktischen Anwendungen vertiefen.
Hatten Sie vor oder während des Studiums bereits praktische Erfahrungen in Form von Nebenjobs, Ferienjobs, Teilnahme am Girls’ Day – Mädchen-Zukunftstag, Praktika, Werkstudentinnentätigkeiten?
Während des Studiums habe ich mein erstes Praktikum, bei der Fa. Audi in Ingolstadt absolviert, hier konnte ich den Produktionsprozess eines Autos von der Presse bis zur Endmontage begleiten. Hierbei wurde mein Interesse für Elektronik im Auto geweckt. Im 2. Praxissemester ging ich 1984 daher zur Fa. Siemens in den Bereich Automobiltechnik, wo ich Testsoftware für die damals ersten Navigationsgeräte in Assembler programmierte.
Waren Sie in bestimmte Netzwerke oder Hochschulprogramme involviert, die Sie unterstützt haben?
Während des Studiums trat ich dem VDE bei. Die Mitgliedschaft in diesem Verein, half mir bei der Suche des 2. Praxissemester-Platzes. Des Weiteren konnte ich an spannenden Exkursionen zu Kraftwerken aller Art (von Wasserkraft bis zum Kernkraftwerk) teilnehmen.
Welchen Rat würden Sie einer Schülerin mit auf den Weg geben, die überlegt ob sie in einem MINT-Fach studieren soll?
Keine Angst, sondern nutzt die Chance und geht nach dem Abitur weiter den technischen Weg! Warum sollten sich gute Schulnoten in technischen Fächern nicht auch auf ein technisches Studium übertragen lassen. Ich selbst kann nur positives Berichten. Meine männlichen Kommilitonen hatten es immer als bereichernd empfunden, eine Frau in Ihrem Semester bzw. Team zu haben. Des Weiteren wurde sehr darauf geachtet, dass sich Ihre meist "einzige Semesterfrau" wohl fühlt. Es ging sogar so weit, dass bei Studienfesten Rückfrage bei mir gehalten wurde, ob der Termin von meiner Seite in Ordnung ging. Hatte ich keine Zeit, wurde der Termin so verschoben, so dass ich auch teilnehmen konnte.
In Ihrer Freizeit beschäftigen Sie sich am liebsten mit…
Sport in der Natur. Am liebsten bin ich hier mit unserem Regensburger Ruderklub auf den Gewässern Europas unterwegs. Aber auch Radfahren, Skifahren und ausgedehnte Wanderungen gehören zu meinen Hobbys. Für mich der ideale Ausgleich zur Arbeit am PC.
Wo arbeiten Sie?
Ich arbeite seit 1985 bei der Fa. Continental (vormals Siemens Automobiltechnik) im Bereich Continental-Engineering Services.
In welcher Position arbeiten Sie?
Ich bin Co-Gruppenleiterin in einem SW-Bereich (HMI) für Fahrerinformationssysteme.
An welchen Projekten arbeiten Sie zurzeit und wie dürfen wir uns dieses Arbeitsgebiet vorstellen?
Ich arbeite im SW-Projekt für die Kombiinstrumente der Fahrzeuge von VW, Audi, Skoat, Seat und BMW. Hier übernehme ich vor allem projektleitende Tätigkeiten, wie MS-Project Planungen der SW-Entwicklungs-Teams, Tracking der externen Standorte wie Singapur und Rumänien, Risikomanagement und Qualitätsmanagement.
Wie sieht Ihr typischer Arbeitsalltag aus?
Ein typischer Arbeitsalltag bedeutet sehr viele Abstimmungsgespräche mit den einzelnen Entwicklungspartnern weltweit via Telefonkonferenzen und Web-Meetings. Darüber hinaus leite und moderiere ich Abstimmungs-Gespräche mit den Entwicklern vor Ort in Babenhausen (bei Frankfurt), Ingolstadt und Regensburg. Dies erfordert eine rege Reisetätigkeit, macht den Berufsalltag jedoch gleichzeitig sehr abwechslungsreich. Dementsprechend ist der Terminkalender meist mehr als ausgefüllt.
Ist es für eine Frau schwieriger in einem eher männerdominierten Berufsfeld zu arbeiten? Welche Erfahrungen haben Sie diesbezüglich gemacht?
Nein, wie bereits vorher erwähnt. Das Arbeiten in einer überwiegend von Männern geprägten Arbeitswelt ist kein Problem, sondern macht sehr viel Spaß. Gerade mit unserer meist ausgeprägten emotionalen Intelligenz können wir Teams und damit das Entwicklungsergebnis sehr positiv beeinflussen.
Welche besonderen Vorkenntnisse, Fähigkeiten und Interessen braucht man für dieses Berufsprofil?
Gutes logisches Denkvermögen, sowie ein gutes Organisationstalent. Als Projekt- bzw. Grupppen-Leiter besonders wichtig, sind kommunikative Stärken, sowie das Gespür für die Situation bzw. den Gesprächsparten… wobei wir wieder bei der Emotionalen Intelligenz wären. Darüber hinaus kann ich nun als Projektleiterin auch von meinen mehr als 10 jährigen praktischen Kenntnissen als SW-Entwicklern zehren.
Was fasziniert Sie an Ihrer Tätigkeit am meisten?
Der gleichzeitige Umgang mit modernster Technik als auch mit verschiedensten ( aus allen Kulturkreisen, jeglichen Alters, jeglicher Projektposition,…) Menschen.
Sind Sie in Projekten/Maßnahmen aktiv, die es sich zum Ziel gesetzt haben, junge Menschen für MINT zu begeistern? Wenn ja, wie versuchen Sie, dieses Ziel umzusetzen?
Die Fa. Continental nimmt regelmäßig an Hochschulmessen teil. Hierbei bin ich als Ambassador an unserem Stand mit dabei und versuche durch das persönliche Gespräch vor Ort, den jungen Menschen MINT-MUT zu machen.
Zusätzlich nahm ich, sozusagen als SW-Projektleiterin mit Fleisch und Blut an einem Video-Werbefilm für Frauennachwuchs der Fa. Continental teil. Tja, und dann partizipiere ich natürlich auch aktiv am MINT Programm des VDE.
Wie schaffen Sie es, Beruf und Familie zu vereinbaren?
Ich habe zwar keine Kinder, unterstütze und betreue jedoch meine Eltern die beide über 80 sind. Hierbei hilft mir mein 30 Stunden Vertrag, sowie die Möglichkeit die Arbeit auch von meinem Home-Office aus durchzuführen sehr. Auch privat gilt es hier viel vorab abzustimmen und einzuplanen….hier kommt mir mein Organisationstalent sicher entgegen.
Welche beruflichen Ziele haben Sie persönlich für Ihre eigene Karriere?
Ich befinde mich im Berufsleben nach 27 Jahren und mit 50 sicher im letzten Drittel meines Arbeitslebens. Noch macht mir die Gruppen bzw. Projektleitung jedoch sehr viel Spaß, so dass ich dies noch einige Jahre so beibehalten will. Für meine letzten Berufsjahre könnte ich mir eine Art Tutoren-Tätigkeit vorstellen, um mein gesammeltes Wissen jüngeren KollegenInnen weitergeben zu können.