Polytechnik-Preis 2019: Die Gewinner/innen stehen fest

07.11.2019

Die Stiftung Polytechnische Gesellschaft vergibt 70.000 Euro an drei fachdidaktische Konzepte in der MINT-Bildung. Susanne Prediger, Fachdidaktikerin der Mathematik gewinnt den Hauptpreis für das Konzept „SiMa – Sprachbildung im Mathematikunterricht“.

Zum diesjährigen Thema „Umgang mit Vielfalt in der MINT-Bildung“ hat die Stiftung Polytechnische Gesellschaft gestern vier Wissenschaftler und Wissenschaftlerinnen für ihre fachdidaktischen Konzepte mit dem Polytechnik-Preis 2019 geehrt. In einer feierlichen Zeremonie im Festsaal des Jügelhauses wurde ihnen der deutschlandweit einzigartige Forschungspreis überreicht. Den ersten Platz belegte Prof. Dr. Susanne Prediger von der Technischen Universität Dortmund mit ihrem Konzept „SiMa - Sprachbildung im Mathematikunterricht". Der mit insgesamt 70.000 Euro dotierte Preis zeichnet pädagogische Konzepte aus, die sich in herausragender Weise der Vermittlung von Mathematik, Informatik, Naturwissenschaften und Technik widmen. Alle nominierten Projekte sind praktisch erprobt und auf ihre Wirksamkeit hin untersucht worden, sodass sie umgehend in die Frankfurter Schulen und Kindertagesstätten transferiert werden können. Der von der Stiftung Polytechnische Gesellschaft ausgerufene Preis wurde 2019 zum vierten Mal verliehen.

Mit ihrem Konzept „SiMa - Sprachbildung im Mathematikunterricht" überzeugte Susanne Prediger, Professorin am Institut für Entwicklung und Erforschung des Mathematikunterrichts der Technischen Universität Dortmund, die zehnköpfige Auswahlkommission des Polytechnik-Preises. Sie erhielt ein Preisgeld von 50.000 Euro. Die Herangehensweise dieses Konzepts zur sprachlichen Förderung von Schüler/innen in heterogenen Lerngruppen sei Frau Prediger in herausragender Weise gelungen, so Prof. Dr. Bernd Ralle, Professor für Didaktik der Chemie an der Technischen Universität Dortmund und Vorsitzender der Auswahlkommission des Polytechnik-Preises. „Unterrichtssituationen, in denen Schüler und Schülerinnen aus vielen Nationalitäten, Kulturkreisen und somit auch mit unterschiedlichen sprachlichen Voraussetzungen teilnehmen, sind für Lehrerinnen und Lehrer sehr herausfordernd.“ Gerade im Mathematikunterricht seien die verschiedenen Sprachstände der Schüler/innen eine Schwierigkeit.

Im SiMa-Unterrichtskonzept erlernen Kinder der Sekundarstufe Strategien, um Texte gründlicher zu lesen und die enthaltenen Informationen richtig miteinander in Beziehung zu setzen. Insbesondere bei Textaufgaben sei dies eine typische Herausforderung für sprachlich schwache Schüler/innen, so Prediger. Die Lehr- und Lernforscherin entwickelt und untersucht seit vielen Jahren den Einfluss der Sprachkompetenz auf das fachliche Lernen im Mathematikunterricht. Prediger sagte in ihrer Dankesrede, dass die Transferarbeit für die Praxis in der Wissenschaft lange im Abseits gestanden habe. „Ich bin sehr dankbar, dass die Stiftung einen Gegenpunkt setzt und sich für den Projekttransfer in die Praxis stark macht“, so Prediger.

Für ihr Konzept „choice2learn und choice2explore“ erhielt Prof. Dr. Annette Marohn, Geschäftsführende Direktorin am Institut für Didaktik der Chemie der Westfälischen Wilhelms-Universität Münster, den zweiten Preis und ein Preisgeld von 15.000 Euro. Den dritten Platz belegten Prof. Dr. Björn Risch, Professor für Chemiedidaktik an der Universität Koblenz-Landau, und Dr. Markus Scholz, Mitarbeiter an der Pädagogischen Hochschule Ludwigsburg, mit ihrem Konzept „Inklusive Bildungsangebote für heterogene Lerngruppen im Kontext Nachhaltigkeit“ (5.000 Euro).

Der Vorstandvorsitzende der Stiftung Polytechnische Gesellschaft, Prof. Dr. Roland Kaehlbrandt, betont: „Die Förderung von Naturwissenschaften und Technik ist eine zentrale Aufgabe in unserem Land. Ohne sie ist kein Fortschritt, auch keine Bewältigung der vielen Anforderungen unserer aktuellen Umbruchzeit möglich. Das bestätigt erneut der aktuelle IQB-Bildungstrend. Und ohne fördernde Ansprache der vielen jungen Menschen unterschiedlichster Herkunft können wir ihr vielfältiges Potenzial nicht wecken.“ Der Polytechnik-Preis und seine Preisträger und Preisträgerinnen seien Ausdruck dieser Erkenntnis. Die Stiftung werde sich daher intensiv um den Transfer dieser vorbildlichen Modelle und Konzepte nach Frankfurt kümmern.

Die beim letzten Polytechnik-Preis (2016) prämierten Konzepte „KEMIE® – Kinder erleben mit ihren Eltern Chemie“, „Mathe für kleine Asse“ und „Vom Sehen zur Optik“ wurden in Kooperation mit der Goethe-Universität und weiteren Partnern bereits erfolgreich in die Frankfurter Schullandschaft übertragen.

Über den Polytechnik-Preis

Um Kinder und Jugendliche für Mathematik, Naturwissenschaften und Technik zu begeistern, bedarf es einer kontinuierlichen Weiterentwicklung von Unterricht. Eine Schlüsselrolle kommt dabei den fachdidaktischen Wissenschaftlern und Wissenschaftlerinnen an den Hochschulen zu. Ihre herausragenden Forschungs- und Entwicklungsleistungen zeichnet die Stiftung Polytechnische Gesellschaft seit 2011 mit dem Polytechnik-Preis aus. Prämiert werden erprobte Lernangebote mit Relevanz für Schule und/oder frühkindliche Bildung, die sich mit alltagsrelevanten und zukunftsorientierten Themen beschäftigen, auf pädagogischen Konzepten beruhen, eng mit der Fachdidaktik verzahnt und auf ihre Wirksamkeit hin untersucht worden sind. Ihnen will die Stiftung mit dem Polytechnik-Preis zum Durchbruch in Wissenschaft und Öffentlichkeit verhelfen. Deshalb sollen die Projekte auch zum Transfer an neue Bildungsorte geeignet sein. Wissenschaftler und Wissenschaftlerinnen und Institutionen aus Deutschland, Österreich und der Schweiz können sich auf eigene Initiative bewerben oder vorgeschlagen werden. Die Auswahl der Preisträger und Preisträgerinnen erfolgt durch eine Auswahlkommission, der unabhängige, ausgewiesene Experten und Expertinnen aus Wissenschaft, Schule und Stiftungswesen angehören. Der Polytechnik-Preis 2019 steht unter der Schirmherrschaft der Bundesministerin für Bildung und Forschung, Anja Karliczek. Seit Dezember 2018 waren Fachdidaktiker und Fachdidaktikerinnen in Deutschland, Österreich und der Schweiz von der Stiftung dazu aufgerufen worden, Lehrkonzepte für die sogenannten MINT-Fächer einzureichen. In diesem Jahr lag der Fokus auf der individuellen Förderung von Schülern in heterogenen Lerngruppen.

www.sptg.de/polytechnik-preis

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