Faszination Technik selbst erfahren - Komm, mach MINT. auf der TectoYou 2011

20.04.2011

Auf der TectoYou in Hannover zeigten die Mitarbeiterinnen von „Komm, mach MINT.", warum Technik keine reine Männersache ist: Vom 4. bis zum 8. April 2011 boten sie Schülerinnen Einblicke in Vielfalt und Zukunftsperspektiven technisch-naturwissenschaftlicher Berufe. Mit zahlreichen Experimenten zum Mitmachen konnten Mädchen vor Ort ihr technisches Geschickt erproben – unterstützt von Rollenvorbild Monika Gangelmayer, die auch aus ihrem spannenden Berufsalltag als Industrietechnologin erzählte.

Hannover, 8. April 2011. Im Messe-Pavillion 33 sitzen die 15-jährigen Schülerinnen Lara und Simone am Boden und erschaffen Schritt für Schritt das Modell einer „Leonardo-Brücke“: Anhand einer kleinen Bauzeichnung verschränken sie geschickt schmale Holzteile miteinander, so dass die Brücke schließlich ohne weitere Fixierung frei steht. Zwei Mitschüler, die den beiden zusehen, lästern: „Das ist doch super leicht!“ und wollen auch gleich den Beweis antreten. Nach wenigen Minuten aber geben sie genervt auf, weil ihr Konstrukt immer wieder einstürzt. Lara und Simone kichern – ein bisschen Schadenfreude können sie nicht verbergen.

Solche kleinen Erfolgserlebnisse zeigten den jungen Besucherinnen am Komm, mach MINT-Stand: Technik ist eben keine reine Männersache. Denn noch immer trauen sich viele Mädchen im naturwissenschaftlich-technischen Bereich wenig zu: Obwohl sie im Durchschnitt die besseren Schulabschlüsse erzielen, wählt mehr als die Hälfte der Mädchen aus nur zehn verschiedenen Ausbildungsberufen – naturwissenschaftlich-technische sind nicht darunter. Auch bei der Studienwahl entscheiden sie sich noch immer überproportional häufig für „typisch weibliche“ Studienfächer wie Sozialwissenschaften und Pädagogik. In den meisten MINT-Fächern sind Frauen nach wie vor in der Minderheit.

Mädchen bewerten Zukunftschancen von MINT-Berufen positiv

Dabei haben Mädchen eine durchaus positive Meinung zu technisch-naturwissenschaftlichen Berufen. Das ergab auch eine Umfrage von „Komm, mach MINT.“ unter 222 zumeist weiblichen Besucherinnen. Sie beurteilen die MINT-Berufe überwiegend als abwechslungsreich (72 Prozent der Befragten) und gehen von guten Verdienst- und Aufstiegschancen aus (jeweils mehr als 70 Prozent). Bei der eigenen Berufsplanung allerdings spielen MINT-Berufe eine geringere Rolle: Nur knapp 30 Prozent halten es für wahrscheinlich, dass sie später einen technisch-naturwissenschaftlichen Beruf ergreifen – trotz einer überwiegend positiven Einschätzung der MINT-Zukunftsperspektiven. „Viele Mädchen wollen im Beruf mit Menschen zu tun haben, anderen helfen und wissen, wo der Praxisbezug ist. Deshalb muss man ihnen in den MINT-Fächern gezielt zeigen, was Naturwissenschaft und Technik leisten können“, sagt Eva Viehoff, Koordinatorin bei „Komm, mach MINT“.

Ausprobieren, erfahren und vor allem: selbermachen!

Auf der TectoYou konnten sich die Schülerinnen fünf Tage lang einen Eindruck davon verschaffen: In der MINT-Zukunftsbox hörten sie die ermutigenden Aussagen von Frauen, die in MINT-Berufen erfolgreich sind. Bei zahlreichen Mitmach-Experimenten testeten sie ihr technisches Geschick: Neben der Leonardobrücke lernten sie zum Beispiel das Spiel der „redundanten Information“ kennen. Es veranschaulicht, warum eine CD auch mit Kratzern noch lesbar sein kann. Andere testeten beim Draht biegen, ob ihnen der Beruf der Mechatronikerin Spaß machen könnte.

Am letzten Messetag sitzt die 16-jährige Realschülerin Lisa an einem Tisch, schraubt eine Festplatte auf. Gespannt lässt sie sich von Monika Gangelmayer die einzelnen Bestandteile erklären: die Platine, die Disk mit dem Schreiblesekopf, den Arretierungsmagneten. Auf die Frage, ob sie zu Hause schon einmal einen Computer auseinandergebaut habe, sagt die Schülerin: „Ich habe gerade zum ersten Mal in meinem Leben überhaupt was auseinanderschraubt.“

Rollenvorbilder vermitteln: Der MINT-Bereich bietet tolle Zukunftsperspektiven

Monika Gangelmayer ist sich sicher, dass darin der Grund liegt, warum viele Mädchen sich vermeintlich nicht für Technik interessieren. „Die meisten probieren es gar nicht erst aus“, sagt die 27-Jährige Industrietechnologin. Ihr technisches Interesse dagegen wurde schon in der Kindheit geweckt. „Wenn bei uns im Haus etwas kaputt war, musste ich immer zugucken, wenn mein Vater es repariert hat. Seitdem hat mich immer interessiert, wie technische Geräte funktionieren.“

Diese Begeisterung hat Monika Gangelmayer zum Beruf gemacht: Nach ihrer Ausbildung an der Siemens Technik Akademie Berlin arbeitet sie heute bei Siemens Technologies. Hier führt sie Abnahmetests für Zugleitsysteme durch: Funktionieren die elektronischen Stellwerke? Die automatischen Bremsen, die Weichen? Parallel zum Job absolviert sie ein Fernstudium in Elektrotechnik. Um etwas von ihrer eigenen Technik-Faszination an Mädchen und junge Frauen weiterzugeben, engagiert sie sich im Projekt MINT Role Models des VDI Verein Deutscher Ingenieure e.V., Partner im Nationalen Pakt „Komm mach MINT!“.

Begeisterung erzeugten auch die Aktivitäten von Paktprojekt Light up your life, einem Projekt der Universität Münster. Am Messestand konnten Besucherinnen und Besucher zum Beispiel mit einer „Lasergitarre“ oder der „Morse Station“ selbst ausprobieren, wie elektrische Signale in Licht- bzw. Tonsignale umgewandelt werden können und umgekehrt – ein praktischer Einstieg in das Thema der optischen Datenübertragung.

Imageverbesserung der MINT-Berufe: auch die Schulen sind gefragt

Experimente zum Mitmachen und positive Erfahrungsberichte aus der Welt der MINT-Berufe – besonders nachhaltig wirkt ein solcher Tag auf der TectoYou, wenn er im Unterricht aufgegriffen wird. Hier ist ein gutes Zusammenspiel mit den Schulen gefragt „Zum einen ist es wichtig, dass sie so einen Besuch im Unterricht vor- und nachbereiten. Zum anderen erzeugt eine gendersensible Vermittlung mehr Interesse an diesen Fächern, was durchaus auch für Jungen gilt, die auch nicht von vornherein alle technikbegeistert sind“, ist Eva Viehoff überzeugt.

Pressekontakt

Portrait Christina Haaf
Christina Haaf Öffentlichkeitsarbeit
eMail · 0521 106-7238
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