Anna

Informatik

Porträt Anna H.

Anna Hilsmann leitet die Forschungsgruppe "Computer Vision und Grafik" am Fraunhofer Heinrich-Hertz-Institut in Berlin. 2016 gewann sie den 2. Platz beim ARD/ZDF-Förderpreis "Frauen + Medientechnologie" mit ihrer Abschlussarbeit "Image Based Approaches for Photo Realistic Rendering of Complex Objects".

Was und an welcher Hochschule haben Sie studiert?

Ich habe von 2001 bis 2006 Elektrotechnik und Informationstechnik an der RWTH Aachen mit Schwerpunkt Medizintechnik studiert und dann im Jahr 2014 an der Humboldt Universität zu Berlin in Informatik promoviert.

Was hat Sie dazu bewogen, dieses Studium zu realisieren?

Für mein Studium habe ich mich zunächst entschieden, weil ich mich nicht entscheiden konnte zwischen etwas Technischem und Medizin. Da kam der Schwerpunkt Medizintechnik in der Elektrotechnik gerade richtig.

Während des Studiums habe ich mich mehr und mehr für die Themen Bildverarbeitung und Computer Vision interessiert. Meine Abschlussarbeit habe ich dann bei Philips Research in Hamburg im Bereich Medizinische Bildverarbeitung geschrieben.

Die Arbeit dort hat mir so viel Spaß gemacht, dass ich gerne weiter in dem Bereich Computer Vision und Grafik arbeiten und promovieren wollte, gerne mit praktischem Bezug. So bin ich zu Fraunhofer gekommen und habe im Zuge meiner Arbeit dort parallel meine Doktorarbeit an der Uni geschrieben.

Hatten Sie vor oder während des Studiums bereits praktische Erfahrungen gesammelt?

Ich habe im Studium immer als Studentische Hilfskraft an verschiedenen Instituten gearbeitet. Das kann ich jedem nur empfehlen, so bekommt man den besten Einblick in die Forschung und Arbeitsweise in verschiedenen Bereichen.

Welchen Rat würden Sie einer Schülerin mit auf den Weg geben, die überlegt, ob sie in einem MINT-Fach studieren soll?

Traut euch. Das Wichtigste ist, dass das Interesse und die Neugier da sind! Alles andere kommt dann von selbst. Ich werde oft gefragt, ob man denn ein MINT-Fach studieren kann, wenn man in der Schule keinen Mathematik- oder Physik-Leistungskurs hatte, oder ob man für ein Informatikstudium schon vorher Programmieren können muss. Klar ist es von Vorteil, aber es ist keine Voraussetzung! Wenn das Interesse und der Wille, dies alles zu lernen, da ist, ist das überhaupt kein Problem. Mädchen trauen sich oft nicht so viel zu wie Jungs, das ist schade, weil sie sich davon oft verunsichern lassen.

In Ihrer Freizeit beschäftigen Sie sich am liebsten mit…

Nach einem langen Arbeitstag brauche ich viel Bewegung. Ich gehe gerne joggen, um den Kopf frei zu bekommen. Ich kann außerdem gut beim Kochen entspannen. In der Küche kann ich meine Kreativität ausleben und immer Neues ausprobieren, Rezepte nutze ich nur als Inspiration. Und natürlich reise ich gerne und verbringe so viel freie Zeit mit meinen liebsten Menschen, wie es nur geht.

Wo und in welcher Position arbeiten Sie?

Ich arbeite am Fraunhofer HHI in Berlin und leite dort die Gruppe "Computer Vision & Grafik". Wir haben in der Gruppe eine Vielzahl an Forschungsprojekten rund um Computer Vision und Grafik in verschiedenen Anwendungsgebieten, angefangen bei Multimedia über Medizin und Sicherheit bis hin zu Industrie.

Wie sieht Ihr typischer Arbeitsalltag aus?

Einen richtigen typischen Arbeitsalltag habe ich nicht. Bevor ich die Gruppenleitung übernommen habe, bestand mein Arbeitsalltag natürlich hauptsächlich aus Forschung zu meinem Thema, aus Literaturrecherche, Programmierung, aber auch Datenaufnahmen und –analyse, usw.

Daneben habe ich auch damals schon viel an der Projektakquise mitgearbeitet, d.h. Forschungsanträge geschrieben. Natürlich hat man auch immer mal wieder Projektmeetings, Telefonkonferenzen bzw. Gruppenbesprechungen.

Oft haben wir am Institut auch interne oder externe Vorträge, die wir besuchen bzw. wir veröffentlichen unsere Forschungsergebnisse auf Konferenzen oder in Fachzeitschriften. Dann kann es auch schon mal vorkommen, dass man ein paar Wochen an einer Publikation arbeitet. Das ist ein ganz wichtiger Bestandteil der Forschung und die Reisen zu Konferenzen und der Austausch mit anderen Wissenschaftlern sind oft sehr inspirierend für die eigene Forschung.

Seit ich die Gruppenleitung übernommen habe, ist der Arbeitsalltag noch weniger typisch geworden, da der feste Bestandteil der eigenen Forschungsarbeit kleiner geworden ist. Dafür arbeite ich aber eng mit allen Gruppenmitgliedern an den verschiedenen Forschungsthemen und -projekten zusammen.

Und natürlich ist die Koordination und Akquise von Projekten zur Finanzierung der Gruppe immer wichtiger geworden. Das bedeutet mehr Meetings, mehr Telefonkonferenzen, mehr Anträge. Aber ich will auch versuchen, mir wieder mehr Zeit für die (eigene) Forschung zu nehmen. Es gibt eine Menge Themen, die mich aktuell interessieren und ich habe so viele Ideen, die sich auf meinem Schreibtisch stapeln!

Ist es für eine Frau schwieriger, in einem eher männerdominierten Berufsfeld zu arbeiten?

Ich habe diesbezüglich keine negativen Erfahrungen gemacht. Ich kann nicht behaupten, dass es für eine Frau schwieriger ist. Vielleicht liegt das aber auch an meinem Forschungsbereich, bzw. am wissenschaftlichen Umfeld.

Was fasziniert Sie an Ihrer Tätigkeit am meisten?

Das Schöne bei uns ist, dass man durch die verschiedenen Projekte immer wieder neuen Einblick in die unterschiedlichsten Anwendungsgebiete hat. Besonders medizinische Anwendungen interessieren mich momentan.

Zudem hat die Computer Vision und die Computer Grafik auf der einen Seite einen naturwissenschaftlichen Aspekt, auf der anderen Seite aber auch einen visuellen, künstlerischen. Und im naturwissenschaftlichen Teil findet man auf der einen Seite natürlich Mathematik und Informatik, aber auch (Wahrnehmungs-) Psychologie, Neurologie und Biologie. Es macht Spaß, auch interdisziplinär zusammenzuarbeiten.

Generell macht die Arbeit in der Forschung Spaß, weil man sehr viele Freiheiten hat, sich sein Thema und seine eigene Forschungsarbeit selbst zu gestalten und im Rahmen der Anforderungen kreativ sein kann.

Sind Sie in Projekten/Maßnahmen aktiv, die es sich zum Ziel gesetzt haben, junge Menschen für MINT zu begeistern?

Ich war unter anderem die letzten Jahre als MINT Role Model aktiv. Ich glaube, es ist wichtig, so genannte Role Models zu haben, einerseits um überhaupt bestimmte Berufsbilder vorzustellen und andererseits auch das stereotypische Bild bestimmter Berufe abzuschaffen.

 

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