Annette

Maschinenbau

Porträt Annette Arnold

Dr. Annette Arnold arbeitet als Geschäftsführerin bei Alfred Arnold Verladesysteme in Stuttgart. Sie hat Maschinenbau studiert und verbringt ihre Freizeit am liebsten mit ihrer Familie.

Was und an welcher Hochschule haben Sie studiert?

Maschinenbau an der TU Darmstadt und anschließend Promotion an der UNI Stuttgart

Was hat Sie dazu bewogen, dieses Studium zu realisieren? Haben Sie erst eine andere Richtung eingeschlagen?

Schon immer faszinierten mich technische Zusammenhänge, obgleich ich als Kind entgegen vieler Ingenieure keine Fahrräder zerlegte, sondern nur mit meinem riesigen Märklin-Baukasten große fördertechnische Anlagen erstellte. In der Schule war eine meiner großen Leidenschaften neben der Geschichte die Mathematik und so kam ich letztlich zu dem Schluss, dass ich wunderbar das allgemeine Interesse an Technik sowie die Begeisterung für Zahlen im allgemeinen Maschinenbau zusammenbringen könnte, was sich dann auch als richtig herausstellte.

Hatten Sie vor oder während des Studiums bereits praktische Erfahrungen in Form von Nebenjobs, Ferienjobs, Teilnahme am Girls’ Day – Mädchen-Zukunftstag, Praktika, Werkstudentinnentätigkeiten?

Die TU Darmstadt sah zu jener Zeit Pflichtpraktika im Gesamtumfang von einem halben Jahr vor und diese hatte ich verteilt über die vorlesungsfreie Zeit auch absolviert. Sie erschienen mir allesamt sehr hilfreich, um zu sehen, was die Theorie ganz konkret in der ausführenden Arbeit bedeutet, weshalb ich noch heute dankbar dafür bin, dass die Unternehmen sich hierzu bereit erklärten. Darüber hinaus absolvierte ich gegen Studienende ein Praktikum in der zentralen Forschung und Vorausentwicklung von Bosch, das mich letztlich auch davon überzeugte, mein Promotionsvorhaben zu realisieren.

Waren Sie in bestimmte Netzwerke oder Hochschulprogramme involviert, die Sie unterstützt haben?

Während meines Studiums war ich Stipendiatin der Studienstiftung des dt. Volkes. Dies war das Beste was mir passieren konnte, da sowohl die zahlreichen Angebote als auch insbesondere der Austausch mit den anderen Stipendiaten eine große Bereicherung darstellte.

Darüber hinaus war ich Mentee im hessischen MentorinnenNetzwerk und dort selbst später Mentorin. Gegen Ende des Studiums war ich noch Teil eines neu gegründeten Arbeitskreises zur Frauenförderung an der TU im Maschinenbau, der u.a. zum Ziel hatte, Schülerinnen über die Vorzüge des Studiums zu informieren.

Als Frauenbeauftragte konnte ich im letzten Jahr meines Studiums dann noch in diversen Gremien mitwirken, was einen sehr spannenden Einblick in die Hochschularbeit bot. Während der Promotion war ich Stipendiatin des Irene-Rosenberg-Programms, das vom Land Baden-Württemberg getragen wurde und ferner Mentee des ganz hervorragenden Mentoring-Programms der UNI Stuttgart für Nachwuchswissenschaftlerinnen.

Welchen Rat würden Sie einer Schülerin mit auf den Weg geben, die überlegt ob sie in einem MINT-Fach studieren soll?

Sie sollte sich nicht durch Vorurteile irritieren lassen, sondern sich selbst fragen, ob sie Freude z.B. an Zahlen und logischen Zusammenhängen hat. Wenn sie dies für sich selbst bejahen kann, sollte sie keine Angst davor haben, sondern es einfach in Angriff nehmen, denn es ist in der Realität viel schöner und spannender als sein Schein.

In Ihrer Freizeit beschäftigen Sie sich am liebsten mit...

meiner kleinen Tochter und meinem Mann. Ansonsten mit Klavierspielen, Golf, Tennis und Schwimmen.

Wo arbeiten Sie?

Alfred Arnold Verladesysteme, Stuttgart

In welcher Position arbeiten Sie?

Geschäftsleitung

An welchen Projekten arbeiten Sie zurzeit und wie dürfen wir uns dieses Arbeitgebiet vorstellen?

Mein bislang größtes, gerade abgeschlossenes Projekt war ein umfassendes, vom Bund unterstütztes Forschungsprojekt zu neuen Techniken aus unserem Bereich. Da dieses sehr viel Zeit über Monate in Anspruch nahm, beginne ich aktuell, zahlreiche zurückgestellte Kleinprojekte aufzuarbeiten, was mir nach der langen Konzentration auf ein Thema nun ebenfalls große Freude bereitet. Mein Arbeitsgebiet ist ohnehin durch die Position in der Geschäftsleitung eines kleinen Familienunternehmens sehr vielseitig. In allen Feldern wird mit Mitarbeitern die Frage nach dem besten Weg diskutiert, gemeinsam neue Ziele definiert und dann an deren Realisierung gearbeitet.

Wie sieht Ihr typischer Arbeitsalltag aus?

Mein Arbeitstag beginnt stets damit, dass ich meine Tochter in den Kindergarten bringe. Anschließend gehe ich ins Büro. Dort begegnen mir meist zu Beginn bereits bunt gewürfelte Aufgaben, die sich am frühen Morgen schon ergaben, da unsere Kunden durchaus auch nachtaktiv sind, so dass kein Tag wirklich dem anderen gleicht. Zumeist versuche ich jedoch alle Aufgaben, die mit anderen Personen korrelieren, am Vormittag abzuarbeiten, um am Nachmittag längere Vorgänge mit mehr Ruhe bearbeiten zu können. Zum Abschluss des Tages kontrolliere ich die schriftlichen Tagesergebnisse meiner Mitarbeiter, die dann ggf. am darauf folgenden Tag diskutiert werden. Hinzu kommt eine illustre Mischung aus individuellen und regelmäßigen Gesprächsterminen – intern wie extern.

Ist es für eine Frau schwieriger in einem eher männerdominierten Berufsfeld zu arbeiten? Welche Erfahrungen haben Sie diesbezüglich gemacht?

Im jetzigen Berufsleben ist es für mich selbst überhaupt kein Thema mehr. Es ist für mich schon solange „normal“, dass ich keinerlei Schwierigkeit darin sehe. Als junge promovierte Ingenieurin konnte es zwar immer noch auf der Messe passieren, als Hostesse angesprochen zu werden, aber das war nicht weiter schlimm.
So habe ich die Männer um mich herum zu keiner Zeit als belastend oder schwierig empfunden. Als Studentin wünschte ich mir zwar manches Mal auch eine weibliche Person um mich zu haben, aber an einer TU ist das ein Suchspiel wie die Nadel im Heuhafen. Irgendwann findet man sie natürlich auch, aber eben nicht sofort. Dies war für mich das einzig Irritierende als junge Studienanfängerin. Man muss sich also zunächst daran gewöhnen, sich als einzige Frau mit 9 Männern einen Studenten-Wohnheimsflur inkl. Dusche, Küche und Essraum zu teilen, nachdem man den ganzen Tag nur von Männern umgeben war. Das ist die eigentliche Herausforderung. Wer dies jedoch 5 Jahre lang geübt hat, für den ist es im späteren Berufsleben nichts Besonderes mehr.

Welche besonderen Vorkenntnisse, Fähigkeiten und Interessen braucht man für dieses Berufsprofil?

In erster Linie eine intrinsische Motivation, die Vielfalt der Anforderungen erfüllen zu wollen, da es Tag für Tag ein Höchstmaß an Konzentration und Einsatzbereitschaft fordert. Zu den nötigen Fähigkeiten gehört ferner eine gewisse Reflektionsfähigkeit und die Fähigkeit, die Ruhe in kritischen Momenten zu bewahren, um als Vorgesetzte den Mitarbeitern die richtige Linie vorgeben und vorleben zu können. Um unsere Produkte zu verstehen, ist ein technisches Fach natürlich von Vorteil, doch wichtiger als dies scheint mir die Kenntnis darüber, wie man sich Themen erarbeitet – also das Lernen per se gelernt zu haben. Verantwortungsbewusstsein, Leistungsbereitschaft und Mut, eigene Ideen anzugreifen – damit hat man schon zentrale Zutaten beisammen.

Was fasziniert Sie an Ihrer Tätigkeit am meisten?

Meine Tätigkeit fasziniert mich, weil sie sehr facettenreich ist. Von Personalfragen, über Marketing-Überlegungen bis hin zur Realisierung eines Forschungsprojekts läuft alles auf meinem Tisch zusammen. Ich sehe, dass durch mein Handeln etwas passiert – und dies hoffentlich immer zum Positiven. Das Gestalterische gefiel mir bereits im Studium bei den reinen Konstruktionsaufgaben und auf gewisse Weise ist meine jetzige Tätigkeit damit vergleichbar.

Sind Sie in Projekten/Maßnahmen aktiv, die es sich zum Ziel gesetzt haben, junge Menschen für MINT zu begeistern? Wenn ja, wie versuchen Sie, dieses Ziel umzusetzen?

Aktuell bin ich als MINT Role Model beim VDI, um als Fallbeispiel den jüngeren Frauen eine Idee von der Zukunft im MINT-Beruf zu geben.
Außerdem stehe ich dem hessischen MentorinnenNetzwerk als Mentorin wieder zur Verfügung, das sich ebenfalls auf Frauenförderung im MINT-Bereich konzentriert. Gerade das Mentoring scheint mir große Möglichkeiten zu bieten, weshalb wir über dessen Einführung auch in anderen Organisationen im Moment diskutieren.
Ferner bin ich bei den Spitzenfrauen-BW ebenfalls als Rollenmodell präsent, weil ich denke, dass es wichtig ist, der noch viel zu selten gesehenen Frau in führender Position mit Familie ein Gesicht zu geben, um jungen Frauen klar zu machen, dass es nicht „entweder-oder“ sondern „sowohl - als auch“ gibt und für sie selbst geben kann, wenn sie es wollen.

Wie schaffen Sie es, Beruf und Familie zu vereinbaren?

Durch einen Ehemann, der trotz oder vielleicht gerade auch wegen seiner eigenen anspruchsvollen Vollzeitarbeit sehr viel Verständnis für meine Arbeit aufbringt und mich darin immer unterstützt. Würde er nicht dazu stehen, ginge es nicht. Zugleich halte ich es für unerlässlich, die privaten Aufgaben, wie Hausarbeit und die Betreuung des Kindes während der eigenen Arbeitszeit, sehr gut zu organisieren und ggf. an Dritte zu vergeben, da dies m.E. für viele Frauen nach wie vor der größte Fallstrick ist.

Welche beruflichen Ziele haben Sie persönlich für Ihre eigene Karriere?

Ich möchte das Unternehmen zunächst von meinen Eltern erfolgreich übernehmen und somit in die nächste Generation führen. Dies wird mich die kommenden Jahre vorrangig in Anspruch nehmen. Anschließend wird es darum gehen, das Unternehmen weiterhin tagtäglich ein bisschen besser zu machen – die Produkte, die Serviceangebote, aber auch alles Interne, wie die Familienfreundlichkeit, Ergonomie am Arbeitsplatz usw. Ich denke, dies ist eine nie endende Aufgabe, die ständiger Revision bedarf. Wenn ich dann mit 65 noch immer ein für die dann aktuelle Zeit so schönes, erfolgreiches Unternehmen wie heute vorfinde, habe ich alles erreicht, was ich erreichen wollte.

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