Elke Maria

Architektur

Porträt Elke-Maria

Architektin Elke Maria Alberts ist mit ihrem Büro für Soziale Architektur spezialisiert auf pädagogische Einrichtungen, Wohnungsbau mit Quartiersbezug und inklusive Quartiersentwicklung. Das Berufsziel Selbstständigkeit in MINT-Berufen ist das Thema, das sie Studierenden nahelegt: Viel zu wenige Frauen sind in sogenannten MINT-Berufen unternehmerisch tätig, davon wiederum nur wenige in der Architektur. In Bielefeld und Lippe unterstützt sie MINT-Projekte und wurde ausgezeichnet als Vorbildunternehmerin als Mitglied im Netzwerk FRAUENunternehmen.

Was und an welcher Hochschule haben Sie studiert?

Studiert habe ich in Detmold, an der Fachhochschule. Ich habe dort den Studiengang Architektur 1999 mit dem Titel "Dipl.-Ing. Architektur", abgeschlossen. Auf der Rudolf-Steiner Schule Bielefeld hatte ich die Fachhochschulreife erworben, so dass dieser Weg damals für mich richtig war. 

Was hat Sie dazu bewogen, dieses Studium zu realisieren?

Ich wollte eigentlich schon immer Architektin werden, dass stand für mich immer außer Frage. Mein Vater war Architekt und er nahm mich als Kind auf Baustellen mit, das hat mich geprägt. Die Idee, etwas Dauerhaftes, Bleibendes zu schaffen, hat auf mich immer eine Faszination ausgeübt. Allerdings habe ich nie geplant, dass väterliche Unternehmen einmal fortzuführen, ich wollte meine eigenen Entscheidungen treffen. So habe ich Architektur studiert und zunächst bei meinem Vater ein Schulbauprojekt unterstützt. Parallel zum Studium habe ich schon in verschiedenen Büros gearbeitet, sodass der Einstieg in den Berufsalltag mühelos und nahtlos erfolgte.  

Hatten Sie vor oder während des Studiums bereits praktische Erfahrungen?

Ja, ich bin in den Beruf irgendwie reingewachsen und brachte von Zuhause einiges an Wissen mit. Es ist ein wenig so, als sei Architektur meine zweite Muttersprache. Natürlich ersetzt dies nicht das eigentliche Können, das erlangt man erst in der tagtäglichen Arbeit an Projekten. Das Schöne am Studium ist ja auch, dass man mal etwas ausprobieren kann und Fragestellungen vertiefen darf. Meine Abschlussarbeit war die Entwicklung eines Gefängnisses für Frauen. Dahinter steht natürlich die Frage, wieviel Raum ein Mensch benötigt und wieviel wir ihm als Gesellschaft zugestehen. 

Während des Studiums habe ich, wie erwähnt, in verschiedenen Büros gearbeitet, zunächst ausgeholfen, dann in größeren Projekten in der Ausführungsplanung mitgewirkt. Für mich gab es damit nicht den klassischen Übergang von Studium in den Beruf, meine Hochschulausbildung und die praktische Arbeit in dem angestrebten Berufsfeld kann ich heute in meiner Biographie als stark miteinander verwoben erkennen. Das ist ja letztendlich das, was Praxisbezug und duale Ausbildungen heute fordern. Als Arbeitgeberin führe ich diesen Ansatz fort und habe gerne Studierende in meinem Team.  

Waren Sie in bestimmte Netzwerke oder Hochschulprogramme integriert und wenn ja, wie wurden Sie durch diese unterstützt?

Nein, überhaupt nicht. Aus meiner Familie kannte ich Architekten und Planer, die teilweise die Sennestadt mitentwickelt haben, die jüngste Stadt-Neugründung in NRW, gebaut als geschlossenes Ensemble in der Nachkriegszeit. Dort bin ich aufgewachsen. Ich denke, dass solche informellen Netzwerke und die Identifikation mit Themen und Vorbildern wichtig sind. Ich habe mir unterbewusst auch Mentoren/innen selbst gewählt und mir das ein oder andere abgeschaut beziehungsweise überworfen. Orientierung an Vorbildern und selbstgewählte Netzwerke mit thematischem Bezug halte ich für wirksamer als die Einbindung in Kaderschmieden oder Berufsverbänden. 

Wo und in welcher Position arbeiten Sie? An welchen Projekten arbeiten Sie zurzeit?

Ich bin die Inhaberin. Mein "Büro für Soziale Architektur" ist spezialisiert auf pädagogische Einrichtungen, Wohnungsbau mit Quartiersbezug, sowie inklusive Quartiersentwicklung. Unsere Aufgabe ist die Planung und die Prozessbegleitung. Der klassische Hochbau hat im vergangenen Jahrzehnt mehr Quartiersbezüge erhalten, sodass wir immer an mehreren und unterschiedlichen Prozessen in diversen Rollen beteiligt sind. Mein Vater hangelte sich noch von Bauaufgabe zu Bauaufgabe, das ist heute völlig anders. Dazu kommen für mich sämtliche Aufgaben, die sich aus der Geschäftsführung ergeben.  

Wie sieht Ihr typischer Arbeitsalltag aus?

Den gibt es nicht, da jeder Tag unterschiedliche Anforderungen, Aufgaben, Orte und Tätigkeiten verlangt. Wenn ich zeichne und entwerfe, dann brauche ich Raum und Ruhe für Kreativität, allerdings ist auf der Baustelle morgens ab 7:00 Uhr Programm. Kreative Planungsarbeit und Buchhaltung mache ich regelmäßig in der Nacht, mit Kindern und Corona ist das für mich am praktischsten. Dann habe ich noch den Rhythmus meiner Mitarbeiter/innen mit fester Stundenzahl zu beachten, Konzepte, Akquise und Bewerbungen auf Projekte haben immer ein festes Abgabedatum. Paradox ist es, dass in einem Planungsberuf der eigene Alltag wenig planbar ist.  

Welche besonderen Vorkenntnisse, Fähigkeiten und Interessen braucht man für Ihren Beruf?

Räumliche Vorstellungskraft, geistige Flexibilität, schnelle Auffassungsgabe, den selbstverständlichen Umgang mit Zahlen, Deutsch in Wort und Schrift sind Voraussetzungen die neben dem Gestaltungswillen wichtigste Voraussetzungen sind, die man mitbringen muss. Ob man Flexibilität lernen kann? Da bin ich mir nicht sicher.  

Was fasziniert Sie an Ihrer Tätigkeit am meisten?

Das es eben keinen festen Alltagsablauf gibt, sondern ein Bündel an Aufgaben und Tätigkeiten, die mich allesamt als Person fordern und weiterbringen. Ein Vortrag in einer Hochschule ist etwas anderes als Bauherrenberatung oder ein pädagogischer Bauausschuss mit Lehrer/innen. Jedes verlangt andere Facetten meiner Person, sodass ich mich in meinem Beruf ganzheitlich und als vollständige Person erlebe.  

Und, es gibt nun mal nichts Schöneres, als in einem fertigen Gebäude, das ich selbst entworfen habe, irgendwann leibhaftig zu stehen. Wenn ich eine Bauaufgabe von Anfang bis Ende begleite, dann sehe ich mich darin ein stückweit und hinterlasse etwas.  

Wie ist Ihre Erfahrung in einem MINT-Beruf, z. B. hinsichtlich Zusammenarbeit mit Kolleginnen und Kollegen, Work-Life-Balance, Aufstiegschancen?

Naja, Work-Life Balance ist ein schwieriger Begriff, da ich Leben und Arbeit nicht trenne. Ich bin Architektin und verantwortlich für Mitarbeitende, für Baustellen, für Sicherheit und den Betrieb insgesamt. Da lässt man nicht einfach den Stift fallen und fängt dann mit dem Leben an. 

In MINT-Berufen sind Frauen unterrepräsentiert: Ich bin eine von 4 Prozent der selbstständigen Frauen in diesem Berufsfeld. Da sind einerseits klassische Rollenbilder unterwegs, anderseits sehe ich viele positive Entwicklung, die aktuell einen Roll-Back erleben.  

Gerade dann, wenn es um Fachwissen und Fähigkeiten geht, spielt das Geschlecht keine Rolle. 

Welche beruflichen Ziele haben Sie?

Sicherung und Stabilisierung meines Unternehmens, Ausbau verschiedener Themen, Erhalt des Architekturberufes, Qualität. Ich möchte mich weiterentwickeln und aktiv bleiben bis ins hohe Alter. Dazu gehört für mich das lebenslange Lernen, für das die Architektur für mich den meisten Anlass bietet. 

Welchen Rat würden Sie einer Schülerin mit auf den Weg geben, die überlegt, ob Sie ein MINT-Fach studieren soll?

Ausprobieren, machen: Wenn es dich interessiert, tu es. Vielleicht würde ich ihr auch einfach eine Bohrmaschine in die Hand drücken und überhaupt keine Ratschläge erteilen. Wenn doch, dann möchte ich ihr vorschlagen, Gewohnheiten und gesellschaftliche Realitäten infrage zu stellen, eigene Schranken im Kopf zu erkennen: Was hindert mich daran, warum erlaube ich mir das nicht? 

In Ihrer Freizeit beschäftigen Sie sich am liebsten mit…

Natur und Umwelt, Wandern, der Familie, dem eigenen Garten und der ökologischen Landwirtschaft. Natürlich ist in diesen Themen ist immer etwas Architektur oder MINT mit drin. 

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