Eva

Elektrotechnik

Porträt Eva Ernst

Eva Ernst arbeitet als Systemspezialistin im Bereich Antriebstechnik der Siemens AG und engagiert sich sowohl beim dib e.V. als auch beim VDE Südbayern. Sie empfiehlt Studentinnen frühzeitig mit dem Aufbau eines Netzwerks zu beginnen.

Studienwahl

Nach ihrem Abitur schwankte Eva Ernst zwischen den Studiengängen Tiermedizin und Musik, als ihr Vater, auch Ingenieur, ihr vorschlug, sie könnte ja ihre Mathe- und Physik-Begeisterung nutzen und Ingenieurs-Assistentin werden. Da dachte sie sich: „Warum soll ich denn eigentlich Assistentin werden? Ich könnte ja mal probieren, selber Ingenieurin zu werden“ und entschied sich für das Studium der Elektrotechnik an der Universität Erlangen-Nürnberg. Nach dem Vordiplom spezialisierte sie sich auf Leistungs-Elektrotechnik. „Da war dann auch Regelungstechnik dabei und Kraftwerke. Kraftwerke haben mich einfach beeindruckt, was man da alles machen kann.“ Während ihrer Studienzeit unterschätzte sie den Vorteil von Netzwerken: „Ich war zum einen nicht gut informiert, was eine Studentenvertretung macht, und zum anderen habe ich auch noch nicht die Wichtigkeit erkannt, gute Kontakte zu haben. Heute ist das anders.“ Denn Eva Ernst ist seit Jahren im Deutschen Ingenieurinnenbund (dib e.v.) aktiv, und sie ist die Referentin für Elektroingenieurinnen des VDE Südbayern. Sie empfiehlt Studentinnen, frühzeitig Kontakt zu den Kolleginnen und Kollegen in beruflichen Netzwerken aufzunehmen und sich die Verbände bei den verschiedenen Veranstaltungen einfach mal anzusehen. Gegen Ende ihres Studiums machte sie über den VDE ein Auslandpraktikum in China und empfiehlt dies ebenfalls: „Sowas erweitert den Horizont, das ist fantastisch. Und es macht sich im Lebenslauf immer gut. Man zeigt, dass man nicht so festgelegt ist, dass man auch Neugier hat, dass man Mut hat, was anderes zu machen, mal woanders hinzugehen.“

Karriere

Während ihres Auslandaufenthaltes merkte sie: „Die Welt ist viel, viel größer, als ich bisher erlebt hatte.“ So verließ sie mit 27 Jahren ihre Heimatstadt Erlangen und zog nach Frankfurt. Dort arbeitete sie zwei Jahre als Applikationsingenieurin. „Ich habe die Kunden beraten, den Vertrieb technisch unterstützt, Dokumentationen gemacht und auch die eine oder andere Schulung gehalten.“ Aber die Arbeit mit Frequenzumrichtern in Frankfurt „war mir zu wenig. Da war ich nur auf einen kleinen Teil der ganzen Automatisierung beschränkt. Ich hatte kaum Möglichkeiten, mich weiterzuentwickeln.“ So trat sie 2001 bei Siemens eine Stelle an und zog nach München, wo sie seither lebt. „Mein erster Job bei Siemens war im Service. Da habe ich die ganze Palette der Antriebs- und Automatisierungstechnik von oben bis unten durchgemacht. Egal, was gekommen ist - ob eine Steuerung oder ein Antrieb, ob alt oder neu, einfach oder komplex - das habe ich alles gemacht und dadurch einen tollen Überblick bekommen, was es so alles gibt. Das hilft mir heute noch.“ Nach einigen Jahren im Service wechselte sie in die Fachberatung für Antriebstechnik. Neben den fachlichen Aspekten beinhaltet ihre Position auch enge Kundenberatung, Schulungen und Inbetriebnahme-Unterstützung. Da sind nicht nur fachliche Kompetenzen, sich im Produktspektrum und der dahinterstehenden Technik sehr gut auszukennen, wichtig. Auch zwischenmenschliche Fähigkeiten, wie zum Beispiel „ein Ohr für die Nöte des Anderen“ zu haben oder Fakten gut erklären zu können, haben sie beruflich weitergebracht. Seit kurzem ist sie Teamleiterin. „Das macht mir viel Spaß. Ich bekomme einen Blick hinter die Kulissen, verstehe viel besser, wie so ein Konzern funktioniert, und ich denke noch mehr unternehmerisch. Außerdem reizt es mich, wie viele Gestaltungsmöglichkeiten ich in dieser Position habe. Das ist schon toll.“

Persönliches Statement

Eva Ernst betont die Möglichkeiten der Vereinbarkeit von Beruf und Familie, die einer Ingenieurin zur Verfügung stehen: „Wir haben zum einen eine sehr flexible Arbeitszeit, und zum anderen sind wir eh oft bei den Kunden unterwegs, so dass wir nie viel im Büro anwesend sind. Die technischen Möglichkeiten verschaffen uns viel Freiheit: Wir haben alle Handys und Laptops und von zuhause aus einen Zugang in die Firma. Die eigentliche Schwierigkeit, wo noch ganz viel Arbeit vor uns liegt, ist die Akzeptanz, die Selbstverständlichkeit, dass man sich um seine Kinder kümmert und trotzdem arbeitet. Die Möglichkeiten sind da - viele trauen sich aber noch nicht, diese in Anspruch zu nehmen.“ Studentinnen rät sie: „Man sollte immer darauf horchen, was man selber möchte und das machen, was einem Spaß macht. Man darf sich außerdem nicht irre machen lassen von Leuten, die so tun, als wüssten sie alles und könnten alles – die kochen alle nur mit Wasser.“

Dieses Interview wurde geführt im Projekt "MINT-Weibsbilder", ein Teilprojekt des Verbundvorhabens „MINT Role Models – Ein integratives Konzept zur nachhaltigen Steigerung des Anteils von Frauen in MINT-Berufen″. Es wurde im Rahmen des Nationalen Pakts für Frauen in MINT-Berufen „Komm, mach MINT.″ aus Mitteln des Bundesministeriums für Bildung und Forschung (BMBF) gefördert.

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