Janina
Biotechnik
Steckbrief:
- Name: Janina
- Jahrgang: 1985
- Studiengang: Biotechnologie
- Beruf: Molekularbiologin
- Arbeitgeber: Universität Münster
- Was noch? Seit 2016 Mutter eines Sohnes
Janinas Geschichte haben wir als Poster veröffentlicht. Das Poster kann im Materialcenter kostenfrei bestellt werden.
Es gibt so unglaublich viele Studiengänge und Berufe. Wie hast du von der Biotechnologie erfahren und warum hast du dich dafür entschieden?
Ich habe mir überlegt, was mir am meisten Spaß macht. Zunächst dachte ich daran, Geschichte zu studieren, das hatte ich im Leistungskurs. Bis ich zu einer Studienberaterin ging. Danach war mir klar: Ich werde mich für Biowissenschaften bewerben. Ich will herausfinden, wie Leben funktioniert.
Und was kann man später damit machen?
Sehr viel! Man kann natürlich in die Forschung gehen und Wissenschaftler/in an einer Universität werden. Aber es gibt auch viele Möglichkeiten in der Industrie zu arbeiten oder sich mit einer tollen Idee selbstständig zu machen. Außerdem gibt es immer die Möglichkeit bei Forschungsgruppen im Ausland ein Praktikum zu machen und so die Welt kennen zu lernen.
Was gefällt dir an deiner Arbeit am besten und was am wenigsten?
Am besten gefällt mir, dass jeder Tag anders ist und etwas Neues bringt. Man arbeitet im Team, um zusammen etwas heraus zu finden, was noch niemand weiß. Das ist ein großes Abenteuer und es wird nie langweilig. Am wenigsten gefällt mir, dass die Arbeitsverträge oft zeitlich befristet sind, aber dieses Problem hat die Politik erkannt und es wird sich in den nächsten Jahren hoffentlich etwas ändern.
Woran hast du zuletzt gearbeitet?
Ich habe daran geforscht, warum der Löwenzahn Naturkautschuk herstellt. Und vor allem, wie er das macht und welche Enzyme daran beteiligt sind. Mich interessieren vor allem möglichst konkrete Anwendungsmöglichkeiten. In diesem Fall: die kaukasischen Löwenzähne für die Reifenindustrie arbeiten zu lassen. Konkret ist die Firma Continental daran interessiert, viel und guten Naturkautschuk für Autoreifen zu bekommen.
Wie gehst du ein neues Forschungsprojekt an?
Zuerst ist da eine Idee bzw. eine Fragestellung oder ein Problem bei dem man sich fragt: warum ist das nur so und wie könnte ich das verbessern? Und dann kommen mit der Zeit immer mehr Ideen zusammen, denen man dann eine Struktur für ein Forschungsprojekt gibt. Dabei darf man auch gerne von großen Veränderungen träumen, sollte aber bei der Umsetzung realistisch sein.
Bist du in deiner Arbeit schon einmal auf eine Sackgasse gestoßen oder hast eine völlig falsche Richtung eingeschlafen? Wie bist du da raus gekommen?
So richtig schlimm ist das bisher noch nicht passiert. Aber in der Forschung ist es normal, dass viele Dinge nicht im ersten Versuch so funktionieren wie man möchte oder wie man gedacht hatte. Man braucht dann eine große Frustrationstoleranz. In solchen Situationen versuche ich dann einen anderen Lösungsweg zu finden und frage erfahrene Kolleg/innen um Hilfe.
Warum ist die Pflanzen-Biotechnologie wichtig? Was ist der konkrete Nutzen für uns?
Über Pflanzen gibt es noch so viel zu erforschen. Sie sind unsere Haupt-Nahrungsquelle und wir müssen bald 10 Milliarden Menschen satt bekommen. Das ist eine große Herausforderung. Wir Pflanzen-Biotechnologen versuchen Pflanzen besser zu verstehen und dann Pflanzen zu züchten, die mehr Ertrag bringen oder resistenter gegenüber Krankheiten oder den Veränderungen des Klimawandels sind. Um diese Mechanismen zu ergründen und zu verbessern, muss man die Pflanze molekular verstehen. Da gibt es auch noch viel zu tun. Zudem basieren viele Medikamente auf pflanzlichen Substanzen von denen noch ganz viele nicht erforscht wurden und wir können Pflanzen zur alternativen Energiegewinnung nutzen.
Was rätst du jungen Frauen vor der Berufswahl?
Studiert auf alle Fälle das, worauf ihr wirklich Lust habt. Fragt euch, was euch begeistert, und nicht, womit ihr am meisten Geld verdient. Denn wie sich der Berufsalltag nachher gestaltet, kann man sich am Anfang des Studiums ohnehin nicht recht vorstellen. Aber zu ergründen, was einen schon immer interessiert hat, das kann man.
Interview: Ilona Jerger und Claudia Schnell