Kathrin

Toxikologie

Porträt Kathrin

Kathrin ist Chemikerin. Sie untersucht pflanzliche Medikamente und deren Inhaltsstoffe auf mögliche Pestizide, Schimmelpilzgifte und Schwermetalle.

Kathrin im Labor mit Proben

Was und an welcher Hochschule haben Sie studiert?

Ich habe Chemie mit Vertiefungsrichtung Toxikologie/Life Sciences an der Technischen Universität Kaiserslautern studiert.

Was hat Sie dazu bewogen, dieses Studium zu realisieren?

Ich hatte mich schon immer für Chemie interessiert. Da ich in der Mittelstufe eine Lehrerin hatte, die den Kindern das Fach Chemie nicht sehr gut nahebringen konnte, hatte ich mich in der Oberstufe nur für den Grundkurs Chemie entschieden. Leider. Denn in der Oberstufe hatte ich eine Lehrerin, die mit uns viele tolle anwendungsorientierte Projekte gemacht hat, wie z. B. das Herstellen von Kosmetika und das Färben von Jeans mit Indigo. Erst in der Oberstufe habe ich gemerkt, wie interessant die Chemie wirklich ist.

Da ich nur einen Grundkurs Chemie hatte und mir ein Chemiestudium erst nicht zutraute, habe ich mich für das Fach Wirtschaftsingenieurwesen mit der Vertiefungsrichtung Chemie entschieden. Hinzu kommt, dass ich gerne mit Menschen zu tun habe und gerne Dinge organisiere. Unter einem Chemiestudium und dem Beruf einer Chemikerin habe ich mir immer vorgestellt, dass ich den ganzen Tag im Labor (im stillen Kämmerlein) stehe, Versuche "koche" und nicht viel mit Menschen zu tun habe und schon gar nicht Dinge organisieren kann.

Als ich dann aber am ersten Pflichtpraktikum für die Vertiefungsrichtung teilnahm, habe ich gemerkt, dass mir Chemie viel mehr Spaß macht als BWL.

Um sicher zu gehen, habe ich dann ein 2-wöchiges Praktikum im Bereich der Lebensmittelchemie in einer kleinen ortsansässigen Brauerei gemacht, das mir die Entscheidung erleichtern sollte. Danach habe ich mich für den Wechsel in die Fachrichtung Diplom-Chemie mit Schwerpunkt Lebensmittelchemie/Life Sciences und Toxikologie entschieden. Das war eindeutig die richtige Entscheidung!

Hatten Sie vor oder während des Studiums bereits praktische Erfahrungen gesammelt?

In der Schule habe ich am Girls’Day teilgenommen.

In einer Brauerei habe ich ein lebensmittelchemisches Praktikum absolviert.

Als wissenschaftliche Hilfskraft habe ich u.a. bei der Durchführung von Humanstudien (z. B. Studien zur Untersuchung der gesundheitsfördernden Wirkung von Kaffeeinhaltsstoffen oder gesundheitsfördernden Einfluss von Pflanzeninhaltstoffen in Heidelbeerextrakt) unterstützt.

Waren Sie in bestimmte Netzwerke oder Hochschulprogramme integriert?

Ich war Mitglied im AKCC Arbeitskreis Chancengleichheit der GDCh (Gesellschaft Deutscher Chemiker) und habe an verschiedenen Treffen teilgenommen, bei denen sich Frauen, berufstätige Chemikerinnen und Studierende oder auch Promovierende über ihre Aufgabengebiete in ihre Jobs austauschen.

Wo und in welcher Position arbeiten Sie? An welchen Projekten arbeiten Sie zurzeit?

Ich arbeite bei der Firma Berghof Analytik und Umweltengineering in Tübingen als Abteilungsleiterin in der Abteilung Organik. In unserem Labor werden Pflanzen (pflanzliche Rohstoffe), die für die Herstellung von Arzneimitteln eingesetzt werden oder auch fertige pflanzliche Arzneimittel auf z. B. schädliche Inhaltsstoffe wie Pestizide, Schimmelpilze oder Schwermetalle untersucht, bevor sie für die Herstellung eingesetzt oder das Medikament für den Verkauf frei gegeben werden darf.

Die Kundin oder der Kunde schickt die Proben zu uns und wir analysieren diese. In meinem Job bin ich für die Laborplanung und Organisation zuständig, welche Proben z. B. an welchem Tag analysiert werden. Und für die Optimierung von Laborabläufen. Gelegentlich springe ich aber auch mal ein und stehe selbst im Labor.

Zusätzlich pflege und schreibe ich Texte für unsere Homepage, da hierfür mein fachliches Hintergrundwissen nötig ist.

Wie sieht Ihr typischer Arbeitsalltag aus?

Den gibt es eigentlich nicht, denn kein Tag sieht wirklich gleich aus. Aber gehen wir jetzt mal von der "Routine" im Labor aus.

Morgens ins Labor, kurze Besprechung mit den Kolleginnen und Kollegen, was Priorität hat, welche Proben analysiert und welche Ergebnisse für Kundinnen und Kunden fertiggestellt werden.

Ganz wichtig: Planung immer für den darauffolgenden Tag, damit am Folgetag direkt morgens schon wieder alle Proben gerichtet sind, die analysiert werden müssen und gleich mit der Arbeit losgelegt werden kann. Also immer einen Tag im Voraus planen.

Viele Gespräche mit Kolleginnen und Kollegen über fachliche Schwierigkeiten/Herausforderungen, spezielle Anliegen, Neuanschaffungen und Verbesserungsvorschläge.

Welche besonderen Vorkenntnisse, Fähigkeiten und Interessen braucht man für Ihren Beruf?

Natürlich ein chemisches Hintergrundwissen als Chemikerin, Lebensmittelchemikerin oder Pharmazeutin. Man sollte gut organisieren können, gerne mit Menschen zu tun haben, Fingerspitzengefühl besitzen und immer ein offenes Ohr für Kolleginnen und Kollegen haben.

Man sollte belastbar sein und auch in Stresssituationen die Nerven behalten und gerne Einsatz zeigen. Man sollte immer bereit sein, nach Lösungen zu suchen.

Was fasziniert Sie an Ihrer Tätigkeit am meisten?

Die Vielseitigkeit, dass jeder Tag anders ist und nicht gleich verläuft. Die Möglichkeit mich mit eigenen Ideen einbringen und die Firma weiterbringen zu können. Dinge mit entscheiden zu dürfen. Besuch von Symposien, Messen und Veranstaltungen, um die Firma fachlich zu repräsentieren und sich mit Fachkolleginnen und -Kollegen austauschen zu können. Kontakt zu Kundinnen und Kunden pflegen und so auf Probleme und neue Produktmöglichkeiten und Potentiale aufmerksam zu werden.

Wie ist Ihre Erfahrung in einem MINT-Beruf, z. B. hinsichtlich Zusammenarbeit mit Kolleginnen und Kollegen und der Work-Life-Balance?

Die Zusammenarbeit in meinem Team ist sehr entspannt. Meine Work-Life-Balance eher weniger, da ich großes Interesse an der Materie habe und zu Lösungen kommen möchte. Da bleibe ich auch gerne mal länger, um noch etwas fertig zu bekommen.

Welchen Rat würden Sie einer Schülerin mit auf den Weg geben, die überlegt, ob sie ein MINT-Fach studieren soll?

Ganz wichtig ist, dass man sich selbst für die Materie interessiert und begeistern kann. Nicht einfach studieren, weil es andere sagen oder man denkt, viel Geld verdienen zu können.

Man sollte eine hohe Frustrationsgrenze haben, da in Naturwissenschaften nicht immer alles nach Plan läuft. In den Naturwissenschaften ist es nie langweilig, weil jeder Tag anders aussieht und es häufig anders kommt, als man denkt. Man sollte sich im Klaren sein, dass es meistens keinen "Dienst nach Vorschrift" gibt und man auch mal bereit sein sollte, ein bisschen Zeit dranzuhängen.

In Ihrer Freizeit beschäftigen Sie sich am liebsten mit…

In meiner Freizeit beschäftige ich mich am liebsten mit Gartenarbeit, insbesondere dem Anpflanzen und Pflegen von Blumen, Kräutern und Obst.

Zusätzlich bin ich Trainerin einer Volleyballmannschaft für Kinder und Jugendliche im Alter von 10 bis 15 Jahren.

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