Laureen

Wirtschaftschemie

Porträt Laureen

Laureen studiert Wirtschaftschemie im Master an der Westfälischen Wilhelms-Universität Münster. Zuvor hat sie dort auch ihren Bachelor in Chemie gemacht. Neben dem Studium ist sie am Institut der Universität tätig und unterstützt dort die Forschung an Batterien.

Was hat Sie dazu bewogen, dieses Studium zu realisieren? Haben Sie schon in der Schule Interesse an Ihrem jetzigen MINT-Bereich gehabt?

In der Oberstufe waren Chemie und Mathe meine Lieblingsfächer. Aber auch Sprachen und Philosophie fand ich cool, deshalb ist mir die Entscheidung für ein Studienfach sehr schwergefallen. Um auszuprobieren, ob Naturwissenschaften wirklich das Richtige für mich sind, habe ich nach dem Abi erstmal ein naturwissenschaftliches Orientierungsstudium an der TU München gemacht. Wenn ich ehrlich bin habe ich mich auch noch nicht richtig getraut direkt in ein angeblich sooo hartes Chemiestudium zu starten und wollte mir vorsichtshalber selbst ein Bild vom Studieren machen. Deshalb bin ich mit 18 von Hamburg nach München gezogen und das war wahrscheinlich die beste Entscheidung, die ich je getroffen habe. Im Studium Naturale habe ich tolle Freunde gefunden und wir waren alle ziemlich planlos. Das hat mich sehr beruhigt und gemeinsam haben wir Labore, Mensen, Vorlesungen und das lustige Studierendenleben erkundet. Jede/r von uns ist danach einen anderen Weg gegangen, aber wir hatten gelernt, dass alles gut wird. Uni kann am Anfang überwältigend sein aber gerade in den Naturwissenschaften gibt es viele Tutorien in kleinen Gruppen und Unterstützung, wenn sie gebraucht wird.

Für das Chemiestudium bin ich schließlich nach Münster gezogen. Mich fasziniert an Chemie, dass man mit ihr die meisten Dinge auf der Welt erklären kann. Woraus ist die Welt aufgebaut? Wie funktioniert der Körper, Ökosysteme, Batterien? Wer Chemie lernt, lernt den Blick auf Details zu richten und kann theoretisch alles verstehen.

Im Master habe ich mich für den Studiengang Wirtschaftschemie entschieden, weil mich die Anwendung von dem, was ich im Bachelor gelernt hatte, in der Industrie interessiert. Aber auch das war keine leichte Entscheidung, weil eine Spezialisierung in Chemie auch super spannend ist. Meine Freunde machen inzwischen ihren Doktor und erforschen Medikamente gegen Krebs, die Batterietechnologie von morgen, gesunde Lebensmittelzusatzstoffe und Tattoo-Tinte.

Haben Sie im Vorfeld bereits in der Schule an einem Berufsorientierungstag/Studienorientierungstag teilgenommen?

In der Schule hatten wir Orientierungstage, an denen ich nur Wirtschaftsfächer und Jura angeschaut habe. Dass das nichts für mich wäre, war mir dadurch schnell klar. Einen Girls‘Day durfte ich im tropenmedizinischen Institut in Hamburg verbringen, wo ich einiges über Malaria gelernt und das erste Mal ein Mikroskop benutzt habe. Das war schon faszinierend und hat langfristig dazu beigetragen, dass ich Naturwissenschaften immer spannend fand.

Was fasziniert Sie besonders an Ihrem Studienfach? Für welchen Bereich interessieren Sie sich besonderes und warum?

Wie oben beschrieben finde ich das "auf den Grund gehen" das spannendste an Chemie. Forschen und Neues schaffen. Probleme lösen, die auf den ersten Blick zu groß erscheinen. Der Klimawandel hat mich in der Schule schon stark beschäftigt und ich hatte schon immer großes Interesse an erneuerbaren Energien. Denn ist es nicht ganz logisch, dass Sonne, Wind und Wasser das Problem mit der Energie lösen könnten? Ich glaube das auch heute noch aber habe inzwischen gelernt, dass leider noch ein paar Schritte fehlen, bis wir das mit dem Erdöl hinter uns lassen können. Insbesondere brauchen wir leistungsstarke Speicher für die wechselhaften erneuerbaren Energien: Batterien und Akkumulatoren, damit Strom auch da ist, wenn die Sonne gerade nicht scheint. Auf Batterien habe ich mich im Laufe des Studiums spezialisiert und sowohl meine Bachelor- als auch meine Masterarbeit beschäftigen sich mit diesem Thema. In meiner Masterarbeit geht es darum, wie man Batterien am besten recycelt und wie die seltenen recycelten Metalle wiederverwendet werden können.

Sind Sie in bestimmten Netzwerken oder Studienprogrammen integriert und wenn ja, wie werden Sie durch diese unterstützt?

Ich habe das Glück, von der Friedrich-Naumann-Stiftung gefördert zu werden. Das Begabtenförderungswerk unterstützt mich finanziell und durch viele spannende Events sowie ein großes Netzwerk an interessanten Personen. Es gibt sehr viele Förderwerke und viele freuen sich, wenn sie Frauen in Naturwissenschaften unterstützen können. Bewerben lohnt sich also!

Sammeln Sie begleitend zu Ihrem Studium Praxiserfahrungen in einem Unternehmen, Institut, Verein / Verband oder sonstigem?

Praxiserfahrung ist der einzige Weg, wirklich herauszufinden was man später mal machen möchte. Im Bachelor habe ich als Werkstudentin an der Uni im Labor Batterien gebastelt und getestet. Weil mir das so viel Spaß gemacht hat habe ich nach dem Bachelor ein Jahr Pause vom Studium eingelegt (kann ich nur empfehlen!) und ein Praktikum bei Continental gemacht. Dort habe ich weiter an Batterien geforscht aber schließlich gemerkt, dass ich mir auch mal die wirtschaftliche Seite anschauen möchte. Zum Glück ist es nie zu spät, mal nach rechts und links zu schauen – gerade in MINT-Fächern gibt es vielmehr Möglichkeiten, als manche denken würden. Genau dafür macht man ja auch Praktika. Im Wirtschaftschemie Master arbeite ich nun wieder im Institut der Universität, diesmal aber in einer Art wirtschaftlicher Forschung an Batterien. Ich helfe bei Recherchen und Forschungsarbeiten zu Fragen wie: "Welche Batterien benutzen wir in 20 Jahren?", "Was kosten Batterien dann?" und "Woher sollen eigentlich die ganzen Metalle kommen, aus denen wir die Batterien herstellen?". Durch meinen Chef bin ich außerdem an ein Praktikum bei Northvolt gekommen, das ich im Herbst für drei Monate gemacht habe. Northvolt baut gerade die zwei größten europäischen Batteriefabriken und sie wollen dort bald die nachhaltigste Batterie der Welt produzieren – ein ganz schön schwieriges und spannendes Ziel.

Welche beruflichen Ziele haben Sie?

Ich wünsche mir einen Beruf, in dem ich viel Verantwortung trage und meine eigenen Ideen umsetzen kann. In der Batteriewelt kenne ich mich inzwischen ganz gut aus und denke, dass dort in den nächsten Jahren noch spannende Sachen passieren werden, die ich gerne miterleben möchte. Als Wirtschaftschemikerin werde ich mich außerdem um eine Position bemühen, in der ich Leute aus Wirtschaft und aus Chemie miteinander verbinden kann. Früher oder später möchte ich meinen Doktor machen und an relevanten Fragen zu Energie und Klimawandel forschen.

Welchen Rat würden Sie einer Schülerin mit auf den Weg geben, die überlegt, ein MINT-Fach zu studieren?

Wenn du eine Leidenschaft für das Fach hast, dann am besten einfach anfangen. Der Rest wird sich schon ergeben. Und am besten gar nicht erst darüber nachdenken, ob es zu schwer für dich sein könnte. Ich hatte im Abi oft das Gefühl, dass MINT-Fächer nur von Superbrains in Erwägung gezogen werden dürften und habe mich irgendwie nicht dazu gezählt, obwohl ich in den Fächern in der Schule immer gut war. Informiere dich am besten über verschiedene Unis und deren Ausrichtung in deinem Fach, vielleicht gibt es eine mit einem Forschungsschwerpunkt, der dich besonders interessiert. Außerdem ist es noch wichtig sich bewusst zu machen, dass ein MINT-Studium nicht bedeutet, dass man sein Leben lang nur noch diese eine Sache machen kann. Ganz im Gegenteil, mit einem fertigen MINT-Studium eröffnest du dir etliche Möglichkeiten und hast gute Chancen einen spannenden Job zu finden.

In Ihrer Freizeit beschäftigen Sie sich am liebsten mit...

In meiner Freizeit mache ich gerne Sport, am liebsten Hockeyspielen, Yoga und Klettern. Während Corona habe ich außerdem viel gelesen, Sudoku gemacht und gepuzzelt. Wenn ich mal etwas mehr Zeit zur Verfügung habe findet man mich auch gerne auf Backpacking-Trips, zuletzt war ich mit meinem Freund für vier Monate in Südamerika unterwegs.

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