Luisa

Physik & Geophysik

Porträt Luisa H.

Faszination Erde: Physik und Geophysik. Zwei Bachelorstudiengänge gleichzeitig: Das ist zwar ein bisschen anstrengend, aber eigentlich gut machbar, findet Luisa Hirche, 23. Am Karlsruher Institut für Technologie KIT studiert sie Physik im fünften und Geophysik im dritten Semester. Ihr besonderes Interesse: Naturkatastrophen.

Worum geht es in deinem Studium?

Was die Physik betrifft, geht es um Elementare Physik, sowohl experimentell als auch theoretisch, außerdem um Mathematik. Und in der Geophysik lernt man ganz anwendungsbezogen, wie die Erde aufgebaut ist. Ich finde Geophysik darum eine wunderschöne Ergänzung zur Physik, wo man sehr viel rechnet.

Ist ein Doppelbachelor nicht sehr viel Arbeit?

Es geht ganz gut, weil beide Fächer in den ersten Semestern fast identisch sind. Am Karlsruher Institut für Technologie kann man im Bachelor Physik Geophysik als Nebenfach dazunehmen. Ich habe das nach dem ersten Semester getan, und es hat mir so gut gefallen, dass ich beschlossen habe, den Doppelbachelor zu machen.

Und du hast nie damit gehadert, gleich zwei Studiengänge gleichzeitig zu machen?

Manchmal schon. Vor allem seit Corona. Vorher war es einfacher, da hatte ich mehr Struktur. Jetzt werden mir am Anfang der Woche ziemlich viele Vorlesungen auf einmal zugeschickt. Das heißt, ich muss mich mehr selbst organisieren. Das kann kritisch werden. Aber bis jetzt läuft es gut.

Wie viele Studierende seid ihr denn in der Geophysik?

Nur fünf.

Woran liegt das?

Die meisten Abiturient/innen kennen Geophysik gar nicht, da fehlt wahrscheinlich die Aufklärung an den Schulen. Es ist ja so: Physik schreckt viele Leute ab. Und die, die fasziniert sind, wählen lieber gleich Physik als ein Mischfach. Aber mich stört es nicht, dass wir so wenige sind. Kleine Gruppen an Universitäten sind eher selten. Die Geophysik ist wie eine Familie.

Wie bist du selbst auf das Fach gekommen?

Ich wusste schon lange, dass ich in Richtung Klimaforschung gehen will. Geowissenschaften haben mich fasziniert. Darum kannte ich auch das Fach Geophysik. Aber mir ging das dann doch erstmal nicht tief genug. Darum habe ich entschieden, mich nicht von vornherein zu spezialisieren und Physik gewählt.

Und was macht Physik für dich spannend?

Wenn man ein Fan von Rätseln ist und gern Lösungen sucht, ist man in der Physik ganz gut aufgehoben. Im Studium geht es vor allem darum, Arbeitsblätter zu rechnen und zu rätseln und auszuprobieren, wie eine Aufgabe funktionieren könnte. Mir gefällt das. Auch die Wissenschaft im Allgemeinen ist ja eigentlich ein großes Rätsel.

Warum hast du zum Studieren Karlsruhe ausgesucht?

Weil ich aus der Nähe von Kempten komme und das KIT in der Nähe von Garmisch ein Institut zur Klimaforschung hat. So habe ich von der Uni erfahren. Und ich dachte, dass ich in Garmisch irgendwann gern ein Praktikum machen oder arbeiten würde. Auch in der Nähe von Schiltach im Schwarzwald gibt es ein Observatorium für Geophysik, das mich interessieren würde. Aber im Moment konzentriere ich mich mehr aufs Studium.

Da hast du bei der Wahl deines Studiums weit voraus geplant...

Das muss man nicht, stimmt. Aber weil man Physik überall studieren kann, braucht man einen Faktor, der bei der Entscheidung hilft, wo man mit dem Studium beginnt.

Sind die ersten Semester besonders schwierig?

Wir haben theoretische Physik von Anfang an, werden also gleich ins kalte Wasser geworfen. Man darf nicht davon ausgehen, Bestleistungen zu bringen, das ist auch nicht Sinn der Sache; mein Ziel ist es, im guten Mittelfeld zu bleiben. Es geht darum, zu lernen, welche Prioritäten man setzt. Und manchmal ist eine Prüfung so extrem schwer, dass es nur darauf ankommt, zu bestehen und durchzukommen.

Wie ging es dir selbst am Anfang des Studiums?

Das war eine Herausforderung, weil ich davor zwei Jahre Pause hatte, gereist bin und den Bundesfreiwilligendienst und den Freiwilligendienst im Ausland gemacht habe. Darum war der Abstand zur Schule groß. Ich musste viele Grundlagen wieder auffrischen. Aber das war nicht wirklich schlimm. Es gibt am KIT ein Nachhilfeprogramm in Mathematik, wo einem die Basics noch einmal beigebracht werden. Die Unterstützung ist hier sehr gut.

Hat es dir bei deiner Studiumsentscheidung geholfen, nach der Schule erstmal was ganz anderes zu machen?

Die Entscheidung stand schon vor der Auszeit fest, die Auszeit hat nicht viel daran geändert.  

Was rätst du Schüler/innen, die noch nicht wissen, was sie studieren sollen?

Mit Leuten zu reden. Studiumsinformationswochen sind sehr interessant. Ich habe auch mal ein Probestudium an der Ludwig-Maximilians-Universität in München gemacht. Es lohnt sich einfach, ein bisschen Zeit zu investieren und zum Beispiel eine Vorlesung auf youtube anzuhören. Oder zu überlegen, was einen in der Freizeit interessiert. Normalerweise zeigt sich da schon, wohin das Interesse geht. Mir persönlich hat bei der Studiumswahl geholfen, dass ich an verschiedenen "Talent Schools" von Fraunhofer teilgenommen habe. Der Austausch war wichtig. Vor allem das "TTO Einsteigen", in dem wir über Studienwünsche gesprochen haben, hat mir definitiv weitergeholfen. Und auch während der anderen TTOs habe ich viele neue Leute gefunden, die ich gern sehe und mit denen ich immer noch Kontakt habe.

Wie sollte man denn gestrickt sein für ein Studium wie deins?

Eine gute Motivation sollte man haben. Sonst kommt man irgendwann an den Punkt, an dem man sich fragt, warum man das überhaupt tut. Denn man muss ganz schön viel Impact verkraften. Darum machen die allermeisten ihren Bachelor in sieben Semestern. Ich will beide Bachelor in acht Semestern machen.

Planst du den Master?

Schon. Ich möchte mich im Master auf Physik und Umwelt spezialisieren. Mein höheres Ziel ist die Klimaforschung. Besonders interessieren mich Naturkatastrophen. Zum Beispiel der Lawinenschutz.

Magst du Wissenschaft so sehr, dass du dabei bleiben möchtest?

Erstmal schon. Aber ich kann mir auch vorstellen, irgendwann als Lehrkraft zu arbeiten. Zum Beispiel, wenn ich mal eine Familie habe, für die ich Zeit haben will.

Text: Monika Goetsch

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