Maria-Elena

Klimarekonstruktion

Porträt Maria-Elena

Maria-Elena ist Geowissenschaftlerin. Sie erforscht die Klimageschichte der Antarktis, um präzise Klimamodelle für die Zukunft zu ermöglichen. Auf dem Forschungsschiff "Polarstern" holt sie dazu Proben vom Meeresboden.

Bild Maria-Elena bei der Entnahme von Proben in einem Rohr

Was und an welcher Hochschule haben Sie studiert?

Ich habe Geowissenschaften in Hamburg studiert. Nach meinem Abschluss habe ich dann im Bereich Marine Geologie am Alfred-Wegener-Institut promoviert.

Was hat Sie dazu bewogen, dieses Studium zu realisieren?

Ich bin ursprünglich gelernte Toningenieurin und habe einen Bachelor in systematischen Musikwissenschaften abgeschlossen. Ich stellte mit Mitte 20 fest, dass mich meine erlernten Berufe wenig begeisterten. Daher habe ich mir ein neues Fachgebiet gesucht, in dem ich meine früheren Ängste vor Mathe, Physik und Chemie überwinden konnte und gute Jobchancen habe. Um meine Defizite aus der Schulzeit auszugleichen habe ich dafür jeden Tag Übungen gemacht und keine Vorlesung, Übungsstunde oder Aufgabe ausfallen lassen.

Hatten Sie vor oder während des Studiums bereits praktische Erfahrungen gesammelt?

Ich habe immer viel nebenher gearbeitet. Sehr hilfreich waren Nebenjobs, die im Zusammenhang mit dem Studium standen, da sie teilweise als Praktikum anerkannt wurden und ich mich beruflich schon früh orientieren konnte. Durch meine Arbeit als studentische Hilfskraft an der Uni hatte ich die Möglichkeit, an zwei Forschungsexpeditionen teilzunehmen, schon früh wissenschaftlich selbstständig zu arbeiten und zu unterrichten und dadurch deutliche bessere Chancen bei der Bewerbung auf eine Promotionsstelle.

Wo und in welcher Position arbeiten Sie?

Momentan beende ich meine Promotion und schließe mein Forschungsprojekt über die Meereis- und Klimarekonstruktion in der Antarktis ab. Als Nächstes werde ich mit einem 6-monatigen Forschungsstipendium in Frankreich ebenfalls in den Meeres- und Klimawissenschaften als Wissenschaftlerin arbeiten.

Wie sieht Ihr typischer Arbeitsalltag aus?

Schreibtisch, Schreibtisch, Schreibtisch. Obwohl ich meine Proben auf Expeditionen sammle und sie im Labor analysiere, verbringe ich einen Großteil der Arbeit damit, diese Ergebnisse hinsichtlich Statistik und deren Bedeutung im Klimasystem zu analysieren. Ein essentieller Teil der Wissenschaft ist es, die Forschungsergebnisse in Fachzeitschriften zu veröffentlichen. Das erfordert sehr viel Sorgfalt, Recherche zum aktuellen Forschungsstand und die Kooperation mit anderen Forschungsdisziplinen.

Welche besonderen Vorkenntnisse, Fähigkeiten und Interessen braucht man für Ihren Beruf?

Man braucht definitiv Hummeln im Hintern und Durchhaltevermögen. Alles was ich heute mache, habe ich in meinem Studium, aber vor allem als studentische Hilfskraft an der Universität und während meiner Promotion erlernt. Das theoretische und praktische Wissen wird von Generation zu Generation weitergegeben. Mentorinnen, Mentoren und andere unterstützende Menschen spielen hier auch eine große Rolle. Insbesondere wichtig sind Begeisterung, Fleiß und die Motivation, sich mit schwierigen Aufgaben zu befassen und diese zu lösen. Außerdem sollte man den Inhalt seines Studiums nicht sofort vergessen, sondern durch regelmäßiges Lernen ein breites naturwissenschaftliches Grundwissen aufbauen und sich auch immer für andere Forschungsdisziplinen interessieren. Für mich ist die Wissenschaft kein 40-Stunden-Job, sondern vielmehr eine Lebenseinstellung.

Was fasziniert Sie an Ihrer Tätigkeit am meisten?

Ich befasse mich mit sehr außergewöhnlichen Themen. Mit allerkleinsten Mitteln (Molekülen und Spurenmetallen) untersuche ich Dinge, die die gesamte Erde und Menschheit betreffen (Klimasystem der Erde). Insbesondere Expeditionen sind eine tolle Erfahrung, wenn man weit weg von der Zivilisation jede Minute der Wissenschaft widmet. Hier stehe ich manchmal auch bis zu den Knien im Matsch, filtriere 200 Liter Wasser oder putze nach einem langen Arbeitstag noch das Labor. Das ist definitiv anstrengend, aber das Meer, die Meerestiere, die zu Besuch kommen, und diese außergewöhnliche Umgebung entschädigen einen für alles. All das hat das Flair eines Abenteuers. Außerdem fasziniert es mich aktiv daran beteiligt zu sein, in einem wichtigen Zweig der Wissenschaften neues Wissen entstehen zu lassen, mich auf Konferenzen mit Kolleginnen und Kollegen aus der ganzen Welt auszutauschen und als Bindeglied zwischen Wissenschaft und breiter Öffentlichkeit zu fungieren.

Welche beruflichen Ziele haben Sie?

Ich möchte weiterhin als Wissenschaftlerin in der Meeres- und Klimaforschung tätig sein, um eines Tages eine eigene Forschungsgruppe zu leiten und eine Festanstellung zu haben. Mir ist dabei wichtig, immer in einem interdisziplinären, internationalen Umfeld zu arbeiten, insbesondere Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern aus Nicht-Industrieländern zu fördern und wissenschaftliche Bildung zugänglich zu machen. Um der globalen Erwärmung entgegenzuhalten braucht es wissenschaftsbasierte und faire Entscheidungen an der alle Menschen der Welt beteiligt sind. Ich hoffe, dass ich durch meine Forschung einen Teil dazu beitragen kann.

Welchen Rat würden Sie einer Schülerin mit auf den Weg geben, die überlegt, ob sie ein MINT-Fach studieren soll?

Probiere alles aus, schnuppere in viele Fächer rein, aber informiere dich vorher gut darüber, was auf dich zukommt! Du darfst nicht gleich beim ersten Rückschlag aufgeben, aber musst auch rechtzeitig die Reißleine ziehen, wenn Dinge einfach nicht funktionieren. Das Studium zu wechseln oder stattdessen eine Ausbildung zu machen, ist kein Scheitern, sondern eine Weiterentwicklung. Alles was du vorher gemacht hast, wird dir später zu Gute kommen. Ich habe mit 26 Jahren neu angefangen, das geht alles.

Wenn du etwas gefunden hast, was dich begeistert, versuche dich immer an Leute zu halten, die ein paar Jahre weiter sind. Suche dir Mentorinnen oder Mentoren. Das hilft dir dabei, schon früh die Weichen für deine Karriere zu stellen. Je besser du vor Augen hast, was du später machen möchtest, desto besser kannst du es planen und vorbereiten.

In Ihrer Freizeit beschäftigen Sie sich am liebsten mit…

Wenn ich freie Zeit habe, fülle ich sie gerne mit Wissenschaftskommunikation, mache Food-Sharing, gehe Spazieren und Schwimmen. Ich habe viele Jahre Musik gemacht und hoffe, dass sich in Zukunft wieder die Gelegenheit dazu ergibt.

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