Martina
Physik
Martina Schmid hat ihr Physik-Diplom an der Universität Augsburg gemacht. Während ihrer Promotion an der FU Berlin war sie in Australien, in Slowenien und in den USA tätig. Derzeit arbeitet Martina an optischen Konzepten, die die Effizienz von Solarzellen langfristig steigern sollen und dabei gleichzeitig seltene Rohstoffe einsparen. Ihre Freizeit verbringt sie gerne am, im oder auf dem Wasser.
Was und an welcher Hochschule haben Sie studiert?
Ich habe an der Universität Augsburg Physik studiert und noch mit einem Diplom abgeschlossen. Zur Doktorarbeit bin ich ans Helmholtz-Zentrum Berlin in den Bereich Solarenergie gewechselt und habe an der Freien Universität (FU) Berlin promoviert.
Was hat Sie dazu bewogen, dieses Studium zu realisieren? Haben Sie erst eine andere Richtung eingeschlagen?
Die Naturwissenschaften haben mich schon immer interessiert und fasziniert, daher war die Physik hier eine sehr gute Ausgangsgrundlage. Bereits während des Studiums war für mich aber klar, dass ich später in einem Bereich forschen wollte, der anwendungsbezogen ist und – auch wenn die Forschungsergebnisse nicht immer sofort sichtbar sind – zumindest langfristig zum Wohl der Menschheit beitragen. Erneuerbare Energien sehe ich hier als einen wichtigen Punkt – und die Photovoltaik hat Raum für viel Physik!
Hatten Sie vor oder während des Studiums bereits praktische Erfahrungen in Form von Nebenjobs, Ferienjobs, Teilnahme am Girls’ Day – Mädchen-Zukunftstag, Praktika, Werkstudentinnentätigkeiten?
Bereits während der Schulzeit habe ich mir in Schnupperpraktika einen Einblick in verschiedene Arbeitsgebiete verschafft. Diese oft gar nicht langen Praktika haben mir schnell gezeigt, welche Bereiche mich faszinierten (ich erinnere mich noch an meine erste Begegnung mit einem Rasterelektronenmikroskop und damals noch Entwicklung als Polaroid-Bild) und mit welchen ich kaum etwas anfangen konnte. So hat sich dann auch mein Weg für die Physik entschieden, in dem ich während des Studiums zudem Erfahrung in der Praktikumsbetreuung gemacht habe.
Haben Sie ein Auslandsstudium absolviert? Welche Erfahrungen haben Sie dabei gemacht?
Während des Studiums selbst war ich nicht im Ausland. Während der Promotion und später als Postdoc war ich dann u.a. an der University of New South Wales (UNSW) in Sydney, Australien, an der University of Ljubljana, Slowenien und am California Instiute of Technology (Caltech) in den USA tätig. Die Auslandsaufenthalte haben es mir ermöglicht, meine Kenntnisse und Erfahrungen in der Photovoltaik und insbesondere auf dem Gebiet optischer Konzepte zu erweitern. Diese Kombination möchte ich nun mit meiner Helmholtz-Nachwuchsgruppe NanooptiX umsetzen. Aber auch die Einblicke in die verschiedenen Arbeitsweisen mit ihren Vor- und Nachteilen haben mein Sichtfeld erweitert und ich versuche auch diese Erfahrungen in meine jetzige Tätigkeit einfließen zu lassen.
Welchen Rat würden Sie einer Schülerin mit auf den Weg geben, die überlegt ob sie in einem MINT-Fach studieren soll?
Sich nicht von nach wie vor verbreiteten Klischees von „Frauen-“ oder „Männerberufen“ irritieren zu lassen. Jeder sollte das machen, was einem Spaß macht und wo er seine Fähigkeiten einbringen kann.
In Ihrer Freizeit beschäftigen Sie sich am liebsten mit...
Bewegung am, im oder auf dem Wasser. Auch Reisen gehört zu meinen Freizeitbeschäftigungen, die sich oft mit dem Beruf verbinden.
Wo arbeiten Sie?
Am Helmholtz-Zentrum Berlin (HZB) und demnächst auch an der Freien Universität (FU) Berlin.
In welcher Position arbeiten Sie?
Ich leite eine Helmholtz-Nachwuchsgruppe zum Thema „Nanooptische Konzepte für die Photovoltaik“. D.h. ich habe durch die Unterstützung der Helmholtz-Gemeinschaft und des HZB die Chance eine eigene Gruppe aufzubauen und hier einerseits in großen Bereichen eigenständig, andererseits aber auch in der Verbindung mit dem Zentrum zu forschen. Zudem wird die Nachwuchsgruppe mit einer Juniorprofessur an der FUB verbunden.
An welchen Projekten arbeiten Sie zurzeit und wie dürfen wir uns dieses Arbeitsgebiet vorstellen?
Mit inzwischen drei Doktoranden und einem Postdoc direkt bei mir in der Gruppe arbeite ich an optischen Konzepten, die die Effizienz von Solarzellen langfristig steigern sollen und dabei gleichzeitig seltene Rohstoffe einsparen. Diese Konzepte sind zum einen Nanoteilchen, die durch spezielle Streueigenschaften das Licht effektiver in der Solarzelle einfangen. Zum anderen sind es mikrometergroße Linsen, die das Licht auf sehr kleine Solarzellen bündeln und so verstärken. Beide Ansätze brauchen noch viel Forschungsarbeit bis sie wirklich effizient arbeiten und in der Produktion sein werden. Deshalb beschäftigen wir uns viel damit, zu verstehen, welche physikalischen Mechanismen dahinter stehen und wie wir sie optimieren können. Hierbei ist es für uns wichtig, immer sowohl Theorie als auch Experimente zu betrachten. Über die Arbeit in der Gruppe selbst hinaus sind wir eng mit andern Gruppen und Instituten am Zentrum, an der Uni, in Berlin aber auch international vernetzt.
Wie sieht Ihr typischer Arbeitsalltag aus?
Durch die beiden Standorte in Berlin, die das HZB umfasst und durch meine Verbindung mit der Uni bin ich oft zu Besprechungen unterwegs, aber auch an meinem Hauptarbeitsort nehmen die Besprechungen, Telefonate, E-Mails und organisatorische Dinge viel Zeit in Anspruch. Zudem bin ich aktuell noch öfter bei Fortbildungen zu Themen wie Mitarbeiterführung oder Hochschullehre. Konferenzen und andere (Abend-)Veranstaltungen füllen den Terminkalender weiter. Sehr wichtig ist mir aber der Austausch mit meinen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern, um zu sehen, was der aktuelle Stand gibt, wo es Probleme und Fortschritte gibt und wie wir weiter vorankommen. Für eigene Forschung bleibt mir nur noch wenig Zeit. Aber das Notebook ist ja heutzutage immer dabei, so dass hier noch flexible Freiräume bestehen.
Ist es für eine Frau schwieriger in einem eher männerdominierten Berufsfeld zu arbeiten? Welche Erfahrungen haben Sie diesbezüglich gemacht?
Nach dem Besuch eines Mädchengymnasiums fand ich es eher angenehm ab dem Studium verstärkt in einem eher männlichen Umfeld zu arbeiten. Ich muss aber auch sagen, dass bei uns am Zentrum doch relativ gesehen viele Frauen in der Forschung tätig sind. Gerade die Förderung durch weibliche Vorgesetzte habe ich sehr positiv erlebt. Auch die Helmholtz-Gemeinschaft engagiert sich stark in der Frauenförderung, so dass ich z.B. an einem Mentoring-Programm „In Führung gehen“ speziell für Frauen teilnehmen konnte.
Welche besonderen Vorkenntnisse, Fähigkeiten und Interessen braucht man für dieses Berufsprofil?
Ein prinzipielles Verständnis physikalischer Zusammenhänge und insbesondere die Offenheit dafür sind natürlich Grundvoraussetzung. Ansonsten zeigt sich bereits während des Studiums aber sicherlich auch hinterher im Labor die Bedeutung einer hohen Frustrationstoleranz. Vieles (um nicht zu sagen das meiste) funktioniert nicht auf Anhieb und will wieder und wieder in optimierter Weise versucht werden. Ansonsten ist es entgegen eines vielleicht noch verbreiteten Bildes vom „Forscher in seinem Kämmerlein“ aus meiner Sicht wichtig, offen zu sein, sich mit anderen (oft auf Englisch) auszutauschen und zusammenzuarbeiten. Flexibilität gehört ab einem gewissen Zeitpunkt auch dazu, sei es nun, weil ein Experiment endlich einmal läuft, oder weil ein Antrag noch dringend fertiggestellt werden muss.
Was fasziniert Sie an Ihrer Tätigkeit am meisten?
Als Naturwissenschaftlerin finde ich es schön, dass sich immer wieder neue, spannende Möglichkeiten ergeben, wie man Dinge anders, besser, innovativer gestalten kann. Bei den Solarzellen gibt es viele neue Konzepte die erfolgversprechend sind und erforscht werden wollen und wo andere Gebiete der Physik viele wertvolle Ideen liefern können. Deshalb finde ich auch den Austausch auf Konferenzen sehr spannend, da sich hier oft nochmals ganz andere Blickwinkel auftun.
Welche beruflichen Ziele haben Sie persönlich für Ihre eigene Karriere?
Mit der Nachwuchsgruppe und der kommenden Juniorprofessur habe ich bereits einen wichtigen Schritt in meiner Karriere erreicht. Es ist ein möglicher Einstieg in eine wissenschaftliche Laufbahn, die ich gerne weiterverfolgen möchte.