Martina

Technomathematik

Porträt Martina Pospiech

Nach dem Studium der Technomathematik und Promotion arbeitet Martina Pospiech heute als Berechnungsingenieurin bei BMW.

Studienwahl

Nach dem erfolgreichen Bestehen ihres Abiturs, schwankte Martina Pospiechs Studienwahl unter anderem zwischen Sport, Medizin, Mathematik, Informatik oder Maschinenbau. Schlussendlich entschied sie sich für Mathematik. Sie ermutigt Schülerinnen sich nicht von dem Eindruck, den sie in der Schule von vielen Fächern bekommen haben, abschrecken zu lassen. „In der Schule ist Mathe für viele ein notwendiges Übel, was man halt durchziehen muss. Aber die meisten können sich nicht vorstellen, was man so richtig in Mathe macht. Das habe ich mir anfangs auch nicht richtig vorstellen können. Ich wusste nur, dass Mathe eine eindeutige Wissenschaft ist, es gibt nur richtig oder falsch und alle Lösungen lassen sich auf einfachste Grundbausteine zurückführen, das hat mich fasziniert. Ich wollte dann einen anwendungsorientierte Mischung studieren und habe Technomathematik an der TU München gewählt. Damit wusste ich, dass ich relativ breit aufgestellt bin. Man kann bei diesem Studiengang 50 Prozent durch verschiedenste Anwendungsfächer ausfüllen. Dabei hat man die Gelegenheit in Grundstudiumsvorlesungen zu Informatik, Physik, Elektrotechnik, Maschinenwesen, Medizintechnik, Bauingenieurwesen reinschnuppern zu dürfen und sich dann daraus zwei fürs Hauptstudium auszusuchen. Ich habe mich damals für Maschinenbau und Informatik entschieden.“

Im Anschluss an ihr Diplom fing sie an der Graduiertenschule IGSSE (International Graduate School of Science and Engineering) zu promovieren. Neben der Möglichkeit, sich mit einem Forschungsthema länger zu beschäftigen, gefiel ihr die Vielseitigkeit des Programmes der IGSSE. „Es gab eine Art Stundenplan, den man über die drei Jahre verfolgt.“ Es werden nicht nur Soft-Skill-Kurse angeboten und Konferenzen oder Workshops im Inland und Ausland finanziell gefördert, darüber hinaus besucht man wieder einige Vorlesungen, die zum Forschungsthema passen, auch überfakultativ. Zusätzlich wird während der Promotionszeit ein Auslandsaufenthalt finanziert, bei dem Martina Pospiech drei Monate an der Uni in Southampton, England, am Institut für Sound and Vibration Research, einem der führenden Forschungsinstitute in der Akustik, gewesen ist. „Das war eine sehr interessante Erfahrung. Auch um zu schauen, wie dort das alltägliche Forscherumfeld aussieht im Unterschied zur TU München.“

Parallel zu ihrer Doktorarbeit war sie fest in die Lehrstuhlorganisation integriert. „Ich hatte da mein Büro, habe korrigiert, habe Diplomanden betreut. Ich habe keine Tutorübung gegeben, aber war auch mal Prüfungsbeisitzer und habe bei anfallenden Aufgaben geholfen.“ Ihre Doktorarbeit beschäftigte sich mit „numerischer Simulation in der Raumakustik, direkten Koppelungstechniken und finiten Elementen“. Ich habe wellenspezifische akustische Phänomene in abgeschlossenen Räumen mit numerischen Methoden untersucht. Wie sich das Schallfeld in Büroräumen, Autos oder Eisenbahnwagons verhält, wenn man unterschiedlichste Randbedingungen betrachtet, z.B. Bilder, irgendwelche Schäume oder Paneele an den Wänden und Decken. Man versucht solche absorbierenden und reflektierenden Elemente einzubringen, um bestimmte Resonanzen zu verschieben oder Schallamplituden zu verringern, um den Raum den Anforderungen des Benutzers anzupassen.“

Während ihrer Doktorandenzeit nahm Martina Pospiech an einem MentorIng-Programm teil. „Da konnte man sich einen Mentor aus einer bestimmten Branche wünschen -  also universitäres oder Industrieumfeld und ein bestimmte Fachrichtung. Und ich habe gesagt: Okay, ich würde gern in Richtung Energietechnik arbeiten und habe einen Mentor von EON bekommen. Es war sehr interessant zu hören, wie seine Laufbahn gewesen. Vor allem über die Schwierigkeiten am Anfang im Job, die Kommunikation und die Hierarchieebenen im Unternehmen und was er alltagsgeschäftsbezogen für Aufgaben hat waren unsere Gesprächsthemen. Diese Gespräche haben mir sehr geholfen, um einen Einblick in das anstehende Berufsleben zu bekommen.“

Karriere

Nach ihrer Promotion hat sich Martina Pospiech in der Automobilindustrie und im Energiesektor beworben. „Seit kurzem arbeite ich bei BMW in der Vorentwicklung für Motoren und Antriebe. In meinem Job geht es unter anderem darum für die Autos der Zukunft, Autos mit konventionellem Antrieb und auch Autos mit Hybrid- und Elektromotoren, Strategien für den optimalen Verbrauch zu entwickeln. Es hat schon früher und auch neben der Promotion den ethischen Anspruch für mich gegeben, dass erneuerbare Energien und nachhaltige Energiewirtschaft zu meinen Zielen gehören. Ich möchte zum Beispiel später für Kind und Kegel ein Null-Energie-Haus im Grünen bauen.“

Persönliches Statement

Martina Pospiech kann Technomathematik nur weiterempfehlen. „Wenn man nur Mathe nimmt, da muss man der Typ dafür sein, der relativ theoretisch arbeiten möchte. Wenn man eher der Typ ist, der breit gefächert aufgestellt sein möchte, der breitgefächerte Interessen hat und der sich gerne mit Technik und Anwendungsproblematiken befasst, dann ist Technomathematik auf jeden Fall das Richtige.“ „Und man sollte sich überhaupt nicht davon abhalten lassen, bloß weil man nicht wie die Jungs aus der eigenen Klasse am Radio oder am Moped herum schraubt. Ich glaube für das Studium ist es schon Voraussetzung, dass man Spaß an Mathematik und Technik im Allgemeinen hat, aber ich habe zum Beispiel früher auch nicht die Kaffeemaschine auseinander geschraubt oder das Radio. Ich habe auch nicht Computerspiele gespielt, wie viele aus meiner Schulklasse. Deswegen konnte ich es mir am Anfang gar nicht so richtig vorstellen, ewig vor dem Rechner zu sitzen. Das kam dann schon irgendwann von ganz alleine, als ich die interessanten Problemstellungen dahinter entdeckt habe. Wenn ich irgendetwas an meiner schulischen Laufbahn ändern könnte, hätte ich nur Physik nicht schon nach der 10.Klasse abgewählt. Aber auch solche Lücken kann man aufholen.“

Dieses Interview wurde geführt im Projekt "MINT-Weibsbilder", ein Teilprojekt des Verbundvorhabens „MINT Role Models – Ein integratives Konzept zur nachhaltigen Steigerung des Anteils von Frauen in MINT-Berufen″. Es wurde im Rahmen des Nationalen Pakts für Frauen in MINT-Berufen „Komm, mach MINT.″ aus Mitteln des Bundesministeriums für Bildung und Forschung (BMBF) gefördert.

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