Natalie

Solarforschung

Porträt Natalie

Natalie ist Meteorologin. Sie untersucht die Solarstrahlung auf unserer Erde mit dem Ziel, dass mehr Solarenergie für die Stromerzeugung genutzt wird.

Bild Natalie neben Messinstrumenten draußen

Was und an welcher Hochschule haben Sie studiert?

Ich habe an der Ludwig-Maximilians-Universität in München studiert. Dort habe ich einen Bachelor in Physik mit Nebenfach Meteorologie und danach einen Master in Meteorologie gemacht. Später habe ich dann noch dort, wo ich jetzt arbeite, eine Doktorarbeit geschrieben.

Was hat Sie dazu bewogen, dieses Studium zu realisieren?

Mir hat es immer schon Spaß gemacht Stückchen für Stückchen mehr zu verstehen, wie die Welt funktioniert. In der Schule fiel mir Physik und Mathematik vergleichsweise leicht, daher wollte ich eine naturwissenschaftliche Richtung einschlagen. Allerdings war es mir wichtig, etwas zu studieren, was man später auch praktisch anwenden kann. Zudem wollte ich die Welt sehen und andere Länder kennenlernen (hat bisher gut geklappt). Irgendwie hatte ich wohl im Kopf, dass es ja überall auf der Welt Wetter und Wetterstationen gibt, daher habe ich mich dann auf die Meteorologie konzentriert.

Hatten Sie vor oder während des Studiums bereits praktische Erfahrungen?

Ich habe meistens während des Semesters nebenbei gearbeitet, um ein bisschen Geld zu verdienen, damit ich in den Semesterferien entweder verreisen oder ein Praktikum im Ausland machen konnte.

Mein erstes Praktikum habe ich dann in Indien gemacht. Dort war ich am nationalen Ozeanographie-Institut und habe versucht, einen Zusammenhang zwischen der Regenmenge, Regendauer und Start der Monsunzeit in Indien mit dem El Niño Phänomen zu finden. Dort habe ich viel mit Doktorandinnen und Doktoranden vor Ort zusammengearbeitet und es war sehr spannend, da ich zum ersten Mal einen Eindruck bekam, wie so ein Wissenschaftlerinnen-Alltag aussehen könnte (nur halt in Indien und nicht in Deutschland). In meiner darauffolgenden Bachelorarbeit habe ich die Monsundaten dann weiter untersucht. Und Indien ist natürlich generell ein unglaublich faszinierendes Land, welches meinen Blick auf die Welt nachhaltig verändert hat.

Zwischen dem Bachelorabschluss und Beginn des Masters war ich dann für zwei Monate in Colima (Mexico), um dort am Vulkanologie-Institut Schlammlawinen, die die Vulkan-Krater herunterkommen, zusammen mit dem Niederschlag vor Ort zu analysieren. Dort bin ich dann zum ersten Mal auch mit der Sprache Spanisch in Berührung gekommen (und sehr vielen Tacos natürlich).

Zu guter Letzt war ich dann noch in den Semesterferien während meines Masterstudiengangs an der Universität Buenos Aires in Argentinien. Dort habe ich einer kleinen Forschungsgruppe geholfen, den Höheneffekt der ultravioletten Strahlung (UV Strahlung) zu untersuchen (desto höher über dem Meeresspiegel, umso mehr Anteile UV-Strahlung) und konnte die Gruppe auf eine Messkampagne in das Anden-Gebirge begleiten. Auch Argentinien hat mich sehr begeistert und meine Liebe für Süd-und Mittelamerika und den spanischsprachigen Raum geweckt.

Die Praktika haben mir auf jeden Fall geholfen einen Einblick in die Wissenschaft zu bekommen und meine Neugier weiter geweckt.

Wo und in welcher Position arbeiten Sie? An welchen Projekten arbeiten Sie zurzeit?

Ich arbeite am Deutschen Zentrum für Luft- und Raumfahrt im Institut für Solarforschung. Das Institut hat eine kleine Außenstelle in Almería in Andalusien, Südspanien. Hier beschäftigen wir uns in der Gruppe für solare Energiemeteorologie mit dem Einfluss von Sonne, Regen, Wolken, Staub, Wind und so weiter auf Solarkraftwerke.

Ein Thema, an dem meine Kolleginnen und Kollegen und ich arbeiten, dreht sich um den Wüstenstaub. Da viele Solarkraftwerke in Wüsten stehen, da dort ja auch besonders viel Sonne scheint, ist es wichtig zu untersuchen, wieviel Wüstenstaub dort in der Luft herumfliegt und eventuell Teile des Kraftwerks verschmutzt oder verkratzt. Ein schmutzigeres Kraftwerk produziert nämlich auch weniger Strom. Deshalb sind diese Informationen wichtig, um das Kraftwerk so sauber wie möglich zu halten. Wenn man also schon ein bis zwei Tage vorher weiß, dass wahrscheinlich ein Staubsturm am Kraftwerk vorbeiziehen wird, kann man sich das Putzen des Kraftwerks vorher sparen und abwarten, bis der Sturm vorbei ist. So braucht man insgesamt auch weniger Wasser zum Putzen, was vor allem in der Wüste wichtig ist, da es dort ja nicht so viel Wasser gibt. Deswegen versuchen wir, solche Staubstürme möglichst genau vorherzusagen und zu berechnen, wie schmutzig das Kraftwerk nach dem Sturm sein wird.

Ein anderes Thema an dem wir arbeiten ist die Vorhersage, wie stark die Sonne in den nächsten Stunden scheinen wird. Wenn man zum Beispiel vorhersagen kann, dass in der nächsten halben Stunde Wolken über ein Solarkraftwerk ziehen werden und dadurch weniger Strom produziert wird, kann sich die Betreiberin oder der Betreiber vom Kraftwerk darauf einstellen.

Wie sieht Ihr typischer Arbeitsalltag aus?

Normalerweise sitze ich den größten Teil des Arbeitstages an meinem Computer im Büro mit meinen Kolleginnen und Kollegen (seit Corona sitzen wir allerdings alle zuhause, telefonieren dafür aber sehr oft). Ich schaue mir meteorologische Daten an und versuche sie in Zusammenhang zu bringen. Dafür programmiere ich Programme, die automatisch das Rechnen für mich übernehmen. Zwischendurch diskutiere ich dann mit meinen Kolleginnen und Kollegen oder anderen Expertinnen und Experten auf der Welt über die Ergebnisse.

Da wir hier in Spanien auch sehr viele Messinstrumente aufgebaut haben, bin ich auch öfter draußen unterwegs, um zu überprüfen, ob alle Instrumente funktionieren (eventuell muss ich sie auch reparieren) und es sich zum Beispiel kein Vogel auf ihnen gemütlich gemacht hat. Normalerweise habe ich also eine gute Mischung zwischen Büroarbeit und Instrumenten-Basteln.

Welche besonderen Vorkenntnisse, Fähigkeiten und Interessen braucht man für Ihren Beruf?

Eigentlich nur Spaß daran Neues zu lernen und etwas Gutes für die Umwelt zu tun. Wenn man in der Solarforschung arbeitet, kann man zumindest einen kleinen Beitrag dazu leisten, dass wir die Luft weniger mit z. B. Kohlekraftwerken verschmutzen, weil die Solarkraftwerke immer besser und besser werden und dadurch natürlich auch mehr Energie mit der Sonne produziert werden kann. Eine gute Portion Weltverbesserin-Mitbringen ist nie verkehrt.

Was fasziniert Sie an Ihrer Tätigkeit am meisten?

Mir gefällt genau das besonders: Alles was ich jeden Tag tue hat einen guten Zweck und bringt uns einer grünen Zukunft ein kleines Stück näher. Das motiviert mich. Natürlich verbringe ich auch manchmal Stunden damit, Papierkram zu erledigen und forsche nicht die ganze Zeit ohne Pause, aber insgesamt macht meine Tätigkeit für mich Sinn.

Wie ist Ihre Erfahrung in einem MINT-Beruf, z. B. hinsichtlich Zusammenarbeit mit Kolleginnen und Kollegen, Work-Life-Balance, Aufstiegschancen?

Ich habe bisher nur gute Erfahrungen in meinem MINT-Beruf gemacht, wünsche mir aber mehr Kolleginnen. Die Zusammenarbeit (und auch die Ergebnisse) sind einfach viel vielfältiger, wenn man unterschiedliche Charaktere im Team hat, die die Probleme aus anderen Blickwinkeln betrachten.

In der Wissenschaft zu arbeiten hat meistens etwas mit Berufung zu tun und nicht damit, einfach nur zu arbeiten, um Geld zu verdienen. Das liebe ich an meinem Beruf: die meisten meiner Kolleginnen und Kollegen sehen das genauso wie ich und wollen die Gesellschaft umweltfreundlicher gestalten. Ich denke das ist den meisten wichtiger, als dabei reich zu werden.

Welchen Rat würden Sie einer Schülerin mit auf den Weg geben, die überlegt, ob sie ein MINT-Fach studieren soll?

Du kannst alles schaffen, wenn du es wirklich willst und dich ein Studienfach interessiert. Am Anfang muss man sich eventuell ein bisschen durchbeißen, aber lass' dich nicht entmutigen, das geht allen so.

Lass' dich dadurch nicht verunsichern, dass eventuell nicht viele andere Mädchen im Studiengang sind. Das hat nichts mit dem Können oder der Intelligenz der Mädchen zu tun, sondern damit, dass die Gesellschaft uns manchmal immer noch weismachen will was "typische Mädchen- und typische Jungsfächer" sind. Oft melden sich die Jungs am Lautesten zu Wort, das heißt aber nicht, dass sie es unbedingt besser wissen oder können. Vertrau' einfach auf dich und mach' weiter. Es lohnt sich.

Und wir warten hier in der Wissenschaft auf dich!

In Ihrer Freizeit beschäftigen Sie sich am liebsten mit…

Ich bin gerne draußen am und im Meer unterwegs z. B. beim Surfen (hier in Spanien habe ich glücklicherweise das Meer vor der Haustür). Beim Surfen könnten wir übrigens auch weibliche Unterstützung gebrauchen. Ansonsten mache ich viel Yoga und spiele (leider viel zu wenig) Ukulele, weil mir das Singen dazu so viel Spaß macht.

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