Shweta

Bioinformatik

Porträt Shweta B.

Bioinformatikerin Shweta B. arbeitet daran, neurodegenerative Erkrankungen wie Alzheimer oder Parkinson besser heilen zu können. Dabei sitzt sie an der Schnittstelle von Biologie und Informatik.

Wollten Sie immer schon Bioinformatikerin werden?

Nein, eigentlich hätte ich Anwältin und Steuerberaterin werden und dann in die Kanzlei meines Vaters einsteigen sollen.

Und wie kamen Sie dann auf Ihr Studienfach?

Nach der 10. Klasse habe ich zwei, drei Monate lang mit meinem Vater zusammengearbeitet und bald gemerkt: Das war nicht das, was ich wollte. Ich wollte Probleme lösen und die Gesellschaft unterstützen. Und dabei hat mich vor allem der technische Aspekt interessiert. Also habe ich auf dem College in meiner Heimatstadt Belgaum im Südwesten Indiens Biologie, Mathe, Physik und Chemie als Hauptfächer belegt. Nur die Laborarbeit hat mir nicht gefallen. Dann wurde ein neuer Kurs angeboten, „Engineering“, und diese Inhalte haben mich von Anfang an begeistert.

Was genau machen Bioinformatikerinnen und Bioinformatiker?

Wir übersetzen Probleme aus der Biologie und den anderen Lebenswissenschaften in die Sprache der Informatik. Dann lösen wir diese Probleme mit Methoden der Informatik und übersetzen die Lösungen wieder zurück, so dass neues biologisches Wissen entsteht. Wir verstehen also sowohl die Sprache und Denkweise der Biologie als auch die der Informatik. Und wir wissen, wie man ein Problem so abbildet, dass man es auf dem Rechner lösen kann. So entwickeln wir zum Beispiel Methoden, um die Informationsflut, die sich in den letzten Jahrzehnten in der Biologie aufgebaut hat, in den Griff zu bekommen.

Wieso haben Sie in Deutschland studiert?

Den Bachelor habe ich noch in meiner Heimat gemacht. Aber für den Master wollte ich in ein Land gehen, in dem man die Forschung stark fördert. Also bewarb ich mich in Deutschland und in Schweden, wurde von beiden genommen und musste mich nun entscheiden. Keine leichte Aufgabe, wenn man die Länder gar nicht kennt. Da bot mir der deutsche Professor einen Studentenjob in seiner Abteilung an, im Fraunhofer-Institut für Algorithmen und Wissenschaftliches Rechnen SCAI bei Bonn. Die Universität Bonn ist eine Spitzen-Uni und Fraunhofer ist in Deutschland die führende Organisation für angewandte Forschung – so fiel mir die Entscheidung auf einmal ganz leicht.

Woran arbeiten Sie jetzt aktuell?

2012 habe ich den Master abgeschlossen, direkt danach mit der Dissertation begonnen und die ganze Zeit über am Fraunhofer SCAI gearbeitet. Mein Forschungsfeld sind neurodegenerative Erkrankungen wie Alzheimer, Parkinson oder Epilepsie. Gerade habe ich ein dreijähriges Projekt abgeschlossen, bei dem es um die Identifizierung von therapeutischen beziehungsweise diagnostischen Biomarkern ging. Meine Aufgabe war es, Daten – beispielsweise Informationen zu Genen, Krankheiten und Medikamenten – aus verschiedenen Datenquellen zu integrieren. Mithilfe unserer am Institut entwickelten Software können wir aus wissenschaftlichen Texten, Datenbanken und experimentellen Daten gezielt Informationen sammeln, aufbereiten und integrieren.

In Ihrer Freizeit beschäftigen Sie sich am liebsten mit ...

In Indien habe ich lange und intensiv Salsa getanzt, ich bin damit sogar aufgetreten. In Bonn schaffe ich es immerhin regelmäßig in die Zumba-Kurse in meinem Fitnessstudio. Und ich sammle Münzen, ich habe bereits über 400 Stücke aus Sondereditionen.

Was raten Sie Schülerinnen, die gerade überlegen, ob sie vielleicht ein MINT-Fach studieren sollen?

Macht das, was euch wirklich interessiert. Manche denken vielleicht, dass ein Job als Managerin oder Anwältin mehr Geld bringt. Aber Forschung boomt, und wenn ihr mit Leidenschaft bei der Sache seid, dann wird es sich für euch auszahlen.

Text: Ines Bruckschen

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